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Götz Schmidt / Ulrich Jasper

Agrarwende oder die Zukunft unserer Ernährung

München: C. H. Beck 2001 (Beck'sche Reihe 1444); 220 S.; 12,50 €; ISBN 3-406-47570-1
Die Fleischskandale der letzten Jahre haben die Öffentlichkeit aufgerüttelt und uns vor Augen geführt, dass die Agrarpolitik die Landwirtschaft in eine Sackgasse geführt hat. Die Bürger sind verunsichert und fragen, welche Produkte sie denn noch bedenkenlos konsumieren können. "Die Lebensmittel, unser Umgang mit den Tieren und die Landwirtschaft sind die Themen dieses Buches." (11) Anhand derer untersuchen Schmidt (wissenschaftlicher Mitarbeiter für Agrarpolitik an der Universität Kassel) und Jasper (Leiter des Umweltbundesamtprojektes EU-Agrarreform 2009 bei der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft), wie es zu dieser problematischen Situation gekommen ist. Insbesondere fragen sie, warum viele Bauern den Weg mitgegangen sind, wie es aus Sicht der Autoren zu diesem Dilemma kam und welche Einzelkorrekturen nötig sind, um aus der Sackgasse herauszukommen. Dabei setzen sie sich intensiv mit den bereits begonnenen Reformen und der langjährigen Suche vieler Bauern nach alternativen Wegen der Nahrungsmittelproduktion auseinander - wie es etwa im Ökolandbau der Fall ist. Auf diese Erfahrungen sollte sich eine neue Agrarpolitik stützen. In zahlreichen Reformkonzepten wird jedoch übersehen, dass "viele Gebrechen der Landwirtschaft mit den undemokratischen Verhältnissen zusammenhängen, die in der Landwirtschaft, ihren Verbänden und Organisationen und ihrem Verhältnis zu Verwaltung und Politik herrschen". So fordern die Autoren denn auch keine neuen Subventionen, sondern mehr Demokratie, damit "Öffentlichkeit, Austragung von Konflikten und ein Gleichgewicht der Kräfte auch in der Landwirtschaft möglich werden" (12). Schmidt und Jasper beschränken sich auf die Themen, die sie aus eigenen Erfahrungen der Landwirtschaft und des Dorfes kennen oder zu denen sie eigene wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt haben. Geboten wird ein nachvollziehbarer, verständlich geschriebener Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Zukunft der Agrarpolitik. Inhaltsübersicht: I. Wie es zu den heutigen Problemen kam: 1. Maul- und Klauenseuche - ein ganzes Fortschrittsmodell geht unter; 2. Wie wir mit unseren Tieren umgehen; 3. Die Bauern und die Modernisierung: Täter und Opfer; 4. EU-Agrarpolitik, Lebensmittelhandel und die "Grüne Front". II. Neu über die Bauern nachdenken: 5. Irrtümer der Ökonomen; 6. Die Bauern und die Landwirtschaft. III. Auf der Suche nach Auswegen: 7. Oppositionsbewegungen der Bauern: Doppelter Bruch mit Tradition und Produktivismus; 8. Der ökologische Landbau; 9. Experimentierfeld Landwirtschaft. IV. Reformkonzepte in der Diskussion: 10. Reformkonzept Multifunktionalität; 11. Sichere Lebensmittel durch die "gläserne Kette"?; 12. Staatliche Förderung des Ökolandbaus - das Ziel "20 Prozent". V. Eine neue Agrarpolitik: Die Landwirtschaft muss zurück in die Gesellschaft geholt werden: 13. Prinzipien einer neuen Agrarpolitik.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.5 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Götz Schmidt / Ulrich Jasper: Agrarwende oder die Zukunft unserer Ernährung München: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/15736-agrarwende-oder-die-zukunft-unserer-ernaehrung_17951, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17951 Rezension drucken