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Mathias Albert

Zur Politik der Weltgesellschaft. Identität und Recht im Kontext internationaler Vergesellschaftung

Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2002; 388 S.; geb., 30,- €; ISBN 3-934730-49-
Habilitationsschrift TU Darmstadt. - Vor dem Hintergrund eines diagnostizierten Scheiterns der existierenden Großtheorien will die Studie eine in den Internationalen Beziehungen fußende, aber interdisziplinäre Globalisierungsforschung in einen übergreifenden und für ihre Ergebnisse anschlussfähigen Theoriekontext stellen. Der Autor lehnt sich dabei grundsätzlich an das Modell von Weltgesellschaft an, das von Niklas Luhmann entwickelt wurde, verfolgt jedoch keinen systemtheoretischen Ansatz im engeren Sinne. Auch geht es nicht "um eine umfassende Vermessung 'globaler Trends', sondern um eine gesellschaftstheoretische Neueinbettung und Zusammenstellung einer Reihe bekannter einzelner Entwicklungstendenzen." (323) Am Beispiel der weltweiten Migrationsprozesse weist der Autor nach, dass die Integration politischer Gemeinschaften innerhalb eines staatlichen Territoriums immer weniger gelingt. Die dabei auftretenden transnationalen Vergemeinschaftungstendenzen lassen die kollektive Identität der Weltgesellschaft immer weniger auf territorialer Abgrenzung beruhen. Unter dem Stichwort der Verrechtlichung wird anschließend die Herausbildung eines transnationalen Rechtssystems, das ohne die konstitutive Gründung auf dem Gewaltmonopol souveräner Staaten auskommt, beschrieben. Die Spannungslinien zwischen systemtheoretischer Gesellschaftstheorie und den Theorien der internationalen Beziehungen werden dabei durchgehend als analytische Dialoglinien begriffen. Die Studie, die sich konsequenterweise als Eröffnung eines Forschungsdialoges versteht, vermeidet die vorschnelle Proklamation einer "Weltgesellschaftstheorie". Stattdessen werden abschließend die beobachteten Entwicklungen als Ausdruck von "Verweltgesellschaftung" gewertet. Inhaltsübersicht: Von der Theoriebefindlichkeit gegen Ende der Globalisierungshausse. 1. Weltgesellschaft jenseits von "Staat und Gesellschaft"; 2. Vom Ende der Gesellschaften. Die Konstruktion nationalstaatlicher kollektiver Identität, Migration und transnationale Gemeinschaftsbildung; 3. Vom Beginn der Weltgesellschaft. Territorialität und Souveränität, oder: ein Recht der Weltgesellschaft?; 4. Wohin driftet die Weltgesellschaft? Internationale Beziehungen, Weltgesellschaft und Verweltgesellschaftung.
Thomas Henzschel (TH)
Dr., Auswärtiges Amt, Arbeitsstab Iran.
Rubrizierung: 5.42 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Thomas Henzschel, Rezension zu: Mathias Albert: Zur Politik der Weltgesellschaft. Weilerswist: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16516-zur-politik-der-weltgesellschaft_18963, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18963 Rezension drucken