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Christian Graf von Krockow

Eine Frage der Ehre. Stauffenberg und das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944

Berlin: Rowohlt 2002; 200 S.; 14,90 €; ISBN 3-87134-441-9
Es ist nicht die erste Darstellung des Hitler-Attentats und es wird nicht die letzte sein. Krockows biographische Studie über Claus Graf Schenk von Stauffenberg und seine Entwicklung zu dem führenden Kopf des militärischen Widerstands besticht durch seine Klarheit, die zweifellos durch den essayistischen Stil gewinnt. Der Stauffenberg Krockows ist ein national denkender Offizier, in seiner Jugend durch Stefan George stark beeinflusst. Wie viele seiner Kameraden auch ist Stauffenberg nach 1933 zunächst einmal mit dem Karrieremachen beschäftigt, nimmt nur wenig davon wahr, was sich politisch in Deutschland entwickelt. Stauffenberg ist ehrgeizig, mit einem wachen, analytischen Verstand ausgestattet. Nach der ersten Euphorie über den gewonnenen Frankreich-Feldzug setzt beinahe zwangsläufig ein Wandel in Stauffenbergs Haltung zu Hitler ein. An diesem Punkt wünscht man sich bei Krockows Darstellung eine etwas tiefere Analyse davon, weshalb der Karrieremilitär Stauffenberg zum Gegner des Nationalsozialismus wird; dass der schließlich zum Oberst beförderte Offizier aufgrund seiner monarchischen Gesinnung und seiner Einsichten in eine chaotische Kriegführung zum Gegner wird, erklärt den Attentäter nicht vollständig. Allerdings ist man Krockow auch dankbar, dass er in die Person Stauffenbergs nicht mehr hineinspekuliert, als die Quellen hergeben können. Insgesamt abgerundet, angenehm lesbar, bietet die Studie keine wissenschaftlichen Höhepunkte, die nicht schon vorher geboten worden wären, und sie macht Stauffenberg auch nicht zu einem romanhaften Überhelden. Außergewöhnlich war der Attentäter Stauffenberg allemal, nicht nur zu seinen Lebzeiten, sondern nicht weniger in seiner Rolle in der Wirkungsgeschichte des Widerstandes in der Nachkriegszeit. Inhalt: 1. Wie konnte das passieren? Fragen vorweg - und die Suche nach Antworten; 2. Zusammenklang von Freiheit und Form: Die Jugend des Attentäters; 3. "Das geheime Deutschland": Im Bann von Stefan George; 4. "Des Vaterlandes und des Kampfes fürs Vaterland würdig zu werden": Berufswunsch Offizier; 5. "Unbedingter Gehorsam": Die Wehrmacht und Hitler; 6. Zurück zu alter Größe? Der Weg in den Krieg; 7. "Unternehmen Barbarossa" oder Der Wendepunkt des Krieges: Im Generalstab des Heeres; 8. Eine Frage der Ehre: Der Weg in den Widerstand; 9. "Walküre": Die Vorbereitung des Staatsstreichs; 10. Das Attentat muss erfolgen, coute que coute": Der Zwanzigste Juli 1944; 11. "Ohne jedes Erbarmen": Hitlers Rache; 12. "Heute weiß ich, was ich schuldig war": Das Vermächtnis des Widerstandes.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.312 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Christian Graf von Krockow: Eine Frage der Ehre. Berlin: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16752-eine-frage-der-ehre_19247, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19247 Rezension drucken