„Daß ein Mann tapfer an der Front kämpfen konnte, während die Nationalsozialisten seinen jüdischen Vater inhaftierten und ermordeten, ist fast unvorstellbar." (114) Trotzdem war es keine Ausnahme: Rigg, Professor an der American Military University in Manassas/Virginia, beziffert die Zahl der Soldaten, die nach NS-Anschauung als „Mischlinge" galten, auf mindestens 150.000. Sie hatten sich nicht nur freiwillig zur Wehrmacht gemeldet, sondern wurden bis Anfang der 40er-Jahre eingezogen, weil ihre jüdische Herkunft nicht bekannt war. Viele von ihnen erfuhren erst als sie ihre Abstammung nachweisen mussten, dass ein Eltern- oder Großelternteil ursprünglich jüdisch gewesen war, und wurden anschließend aus der Wehrmacht entlassen. Anderen gelang es, ihre jüdische Herkunft zu verheimlichen. Der Autor machte 430 von ihnen ausfindig und interviewte sie; viele „bemühten sich, in manchen Fällen zum ersten Mal, ihre demütigende und peinliche Vergangenheit zu erklären" (XIII). Rigg traf Männer, die überzeugte Soldaten gewesen waren und ihre Stellung nutzen, um verfolgten Verwandten zu helfen, und Männer, die sich in der Wehrmacht aus Angst vor Verfolgung und Deportation versteckten, häufig gedeckt durch Vorgesetzte, die die NS-Rassenideologie nicht nachvollziehen wollten. Er erläutert am Beispiel dieser Menschen anschaulich die Willkür dieser Ideologie und ihre unberechenbare Auslegung. Da die Soldaten auch an der Ostfront eingesetzt waren, untersucht der Autor außerdem die Frage, ob sie - und die anderen Deutschen - vom Holocaust wussten. Rigg verneint dies. Zwar wussten die meisten Deutschen von den Deportationen, „aber setzten diese nicht mit systematischer Ermordung gleich" (312).