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Helmut Vogt

Wächter der Bonner Republik. Die Alliierten Hohen Kommissare 1949-1955

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2004; 307 S.; 29,90 €; ISBN 3-506-70139-8
„Als Institution war die Alliierte Hohe Kommission ein Unikum, historisch und völkerrechtlich." (255) Fast sechs Jahre lang galt für die Bundesrepublik „das Prinzip der abgeleiteten, unter Vorbehalt und auf Widerruf verliehenen Autorität" (9), kontrolliert von je einem US-amerikanischen, einem britischen und einem französischen Hohen Kommissar, die als Einheit agierten. Sie nahmen im September 1949 nach der Beendigung des Militärregimes über Deutschland ihre Arbeit auf und blieben bis zum 5. Mai 1955. An diesem Tag wurde die Aufhebung des Besatzungsstatuts proklamiert, in Kraft blieben lediglich Regelungen, die den Alliierten ein Eingreifen im Falle eines Notstandes erlaubten. Der Ausgangspunkt der in einem historisch beispiellosen Umfang erfolgten Machtübernahme durch die Alliierten sei die bedingungslose Kapitulation des Dritten Reiches gewesen, schreibt Vogt. Die Besetzung erfolgte „ausdrücklich mit dem Ziel", die „sichtlich kompromittierte staatliche Ordnung grundlegend und nachhaltig zu verändern" (13). Vogt stellt die Alliierte Hohe Kommission als Institution dar, wobei er ihr Wirken auf der Ebene des Gesamtstaates beziehungsweise der Zonen beschreibt. Die Länderkommissare sowie der Sonderfall Berlin werden nicht thematisiert. Im Mittelpunkt seines Interesses stehen dafür die insgesamt sieben Hohen Kommissare selbst, deren Persönlichkeiten und Handeln Vogt anschaulich schildert. Als oberste Inhaber der deutschen Souveränität schränkten sie vor allem den außenpolitischen Spielraum der Bundesregierung deutlich ein - angefangen damit, dass sich Diplomaten bis 1951 bei der Hohen Kommission zu akkreditieren hatten und nicht beim Bundespräsidenten. Nicht einmal eine offizielle Einführung beim Bundeskanzler war vorgesehen. Insgesamt bietet Vogt einen differenzierten Einblick in die außenpolitischen Schwierigkeiten der Bundesrepublik in den ersten Jahren ihres Bestehens, wobei er aus Sicht der Alliierten Adenauer als „einen zwar schwierigen, aber in Hinblick auf das Ziel - dauerhafte Einbindung der Bundesrepublik in westliche Bündnisstrukturen - geeigneten Repräsentanten" (256) charakterisiert.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.313 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Helmut Vogt: Wächter der Bonner Republik. Paderborn u. a.: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/19777-waechter-der-bonner-republik_23019, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23019 Rezension drucken