Rentiers, Patrone und Gemeinschaft: soziale Sicherung im Libanon
Diss. Leipzig. - Nach Meinung der Autorin ist der libanesische Staat selbst kaum sozialpolitisch aktiv, sondern überlässt die soziale Hilfe Akteuren, die mit der Ausübung ihrer Tätigkeit auch politische Interessen verfolgen. „Die Erbringung sozialer Leistungen dient [...] der etablierten Elite wie ihren Herausforderern aus der aufsteigenden Mittelklasse zur Schaffung und Sicherung einer politischen Basis von Klienten. Diese werden entlang gemeinschaftlicher Kriterien rekrutiert und für Ziele wirtschaftlicher und politischer Art instrumentalisiert." (3) Ausgehend von dieser Arbeitshypothese und vor dem Hintergrund des Staatsversagens vergleicht Rieger am Beispiel des in verschiedene religiöse Gemeinschaften zersplitterten Libanons die sozialen Sicherungssysteme von vier ausgewählten Gemeinschaften. Sie betrachtet den größten Anbieter sozialer Sicherung, die islamistische Hizb Allah, sowie andere schiitische Bewegungen und geht auch auf das Spektrum sozialer Sicherung innerhalb der maronitischen, sunnitischen und drusischen Gemeinschaft ein. Am Beispiel der Sozialpolitik zeigt sie, dass es durch die Globalisierung zwar zu Anpassungsprozessen kommt, in deren Folge Elemente der Moderne aufgenommen werden, die alten patrimonialen Machtstrukturen blieben jedoch weiter bestehen.