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Sven Thomas

Regierungspraxis von Minderheitsregierungen. Das Beispiel des "Magdeburger Modells"

Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 2003 (Sozialwissenschaft); VII, 132 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 3-8244-4539-5
Thomas untersucht die Entstehung, Arbeitsweise und Abwahl der SPD-geführten Minderheitsregierungen in Sachsen-Anhalt (1994-2002) unter der Fragestellung, „wie Minderheitsregierungen regieren" (1). Ziel ist nicht ein Beitrag zur Theorie des Regierens sondern eine empirische Analyse dieses Fallbeispiels. Im ersten Kapitel zeigt der Autor, dass Minderheitsregierungen im internationalen Vergleich nicht der Ausnahmefall sind, als der sie aufgrund der bundesrepublikanischen Erfahrungen erscheinen. Aus einem kurzen Blick auf Lehmbruchs Überlegungen zur Verhandlungsdemokratie und die Scharpf'schen Ansätze zur Politikverflechtung folgert Thomas, dass sich - abgesehen von einer Anfälligkeit für Politikblockaden - grundsätzlich „keine prinzipiellen, durch die Regierungsform bedingten Leistungsunterschiede zwischen Minderheits- und Mehrheitsregierungen erkennen" (17) lassen. Vielmehr führt seine Analyse des Beispiels Sachsen-Anhalt zu dem Ergebnis, dass eine Minderheitsregierung spezifische Integrationsleistungen erbringen kann, wie in diesem Fall hinsichtlich der PDS. Aufschlussreiche Erkenntnisse zum „Magdeburger Modell" bietet auch das im Anhang anstelle eines Schlusswortes abgedruckte Interview mit Reinhard Höppner, in dem dieser selbst Vorzüge und Probleme der von ihm geführten Minderheitsregierungen darlegt.
Julia von Blumenthal (JB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rubrizierung: 2.325 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Julia von Blumenthal, Rezension zu: Sven Thomas: Regierungspraxis von Minderheitsregierungen. Wiesbaden: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/20334-regierungspraxis-von-minderheitsregierungen_23698, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23698 Rezension drucken