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Torsten Niechoj

Kollektive Akteure zwischen Wettbewerb und Steuerung. Effizienz und Effektivität von Verhandlungssystemen aus ökonomischer und politikwissenschaftlicher Sicht

Marburg: Metropolis-Verlag 2003 (Institutionelle und Evolutorische Ökonomik 21); 375 S.; 36,80 €; ISBN 3-89518-418-7
Diss. Marburg. - Um die Rolle kollektiver Akteure in Politik und Wirtschaft zu analysieren, greift Niechoj sowohl auf ökonomische als auch auf politikwissenschaftliche Ansätze zurück. Im ökonomischen Bereich untersucht er den neoklassischen Rent-seeking-Ansatz, Hayeks Konzept spontaner Ordnungen und die Neue Institutionenökonomik. Während der Autor die einseitige Ausrichtung der ersten beiden ökonomischen Ansätze auf individuelle Tauschbeziehungen und Nutzenmaximierung kritisiert, sieht er in der Neuen Institutionenökonomik eine wenn auch unvollkommene Hinwendung zu anderen Kooperationsformen als nur dem Markt. Die ökonomischen Ansätze konfrontiert er mit Ergebnissen der politikwissenschaftlichen Forschung zum Korporatismus. Niechoj folgt wesentlich dem Ansatz des akteurszentrierten Institutionalismus von Mayntz und Scharpf, erweitert diesen jedoch um „die Heranziehung handlungsphilosophischer Überlegungen" (22). Dieser Zugang verbindet subjektives Akteurshandeln mit der Analyse von Institutionen und dient dazu, die Entstehung und Bedeutung von kollektiven Akteuren zu erklären. Darüber hinaus bietet er einen Ansatz für das Verständnis von gesellschaftlichem Wandel und seinen Gestaltungsmöglichkeiten. Die Vorteile kollektiver Akteure sieht der Autor in der Bündelung von individuellen Mitteln und Fähigkeiten, ihren Lenkungs- und Vermittlungspotenzialen sowie ihren Verarbeitungs- und Innovationsfähigkeiten. Am Beispiel des Arbeitsmarktes zeigt Niechoj, wie die kollektiven Akteure Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände an institutionellen Arrangements mitwirken - von Tarifverträgen bis zum Bündnis für Arbeit. Im Fazit warnt der Autor vor der Verabsolutierung einer der drei Kooperationsformen Markt - Netzwerk - Organisation und wendet sich gegen die rein negative Deutung des Handelns kollektiver Akteure.
Julia von Blumenthal (JB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rubrizierung: 5.45 | 2.22 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Julia von Blumenthal, Rezension zu: Torsten Niechoj: Kollektive Akteure zwischen Wettbewerb und Steuerung. Marburg: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/20378-kollektive-akteure-zwischen-wettbewerb-und-steuerung_23746, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23746 Rezension drucken