Kompetenz und/oder Zuständigkeit. Zum Verhältnis von Geschlechtertheorie und Gleichstellungspraxis
Der Band dokumentiert die Auftakttagung des Zusatzstudiengangs „Gender-Kompetenz“ an der FU Berlin vom Juni 2003. Die Herausgeberinnen verstehen unter Genderkompetenz „eine spezielle Form zu erwerbender Qualifizierung, die zwischen Genderforschung und Geschlechterpolitik vermittelt“ (16). Die Professionalisierung der Gleichstellungspolitik durch Strategien wie Managing Diversity und Gender Mainstreaming hat zahlreiche Aktivitäten wie die Einrichtung von Gender-Fachgruppen in Organisationen, die Bereitstellung eines breiten Beratungs- und Weiterbildungsangebots oder die Durchführung von Implementations- und Evaluationsstudien hervorgerufen. Solche Praxiskonzepte sind keineswegs unumstritten und bedürfen der fortwährenden kritischen Reflexion. Die Auseinandersetzungen über Widersprüche, Chancen und Risiken dieser neuen Strategien verlaufen in der Gleichstellungspolitik und in den Gender Studies in getrennten und zum Teil konkurrierenden Diskursen. Ausgehend davon, dass Genderkompetenz hierbei eine Scharnierfunktion einnehmen und zu der vielfach geforderten neuen Qualität des Zusammenspiels von Wissenschaft und Praxis beitragen kann, nehmen die Autorinnen und Autoren das Spannungsverhältnis von Geschlechterforschung, Frauenbewegung und Gleichstellungspolitik in den Blick. Sie beleuchten sowohl Unzulänglichkeiten in der theoretischen Fundierung gleichstellungspolitischer Konzepte als auch Defizite in den Theorien selbst und analysieren die gleichstellungspolitische Relevanz von Gender Mainstreaming.