Das Tessin liegt nicht mehr unten, sondern in der Ecke links oben. Die Koordinaten sind aber auch nicht die Himmelsrichtungen, sondern die Begriffe links - rechts, liberal - konservativ und ökologisch - technokratisch. Sie werden einleitend genau auf die Schweiz zugeschnitten definiert. Und derart vermessen, liegt beispielsweise das Tessin in den links und ökologisch definierten Planquadraten, der Kanton Schwyz dagegen in der rechten konservativen Ecke. Diese Topographie der regionalen politischen Mentalitäten basiert auf fast 200 Volksabstimmungen aus den Jahren 1982 bis 2002. Die politischen Landschaften, die sich aus den Daten Sprache, Einwohnerzahl und politisches Abstimmungsverhalten ergeben, werden in diesem Atlas grafisch dargestellt - fast wie gewohnt sind Berge und Täler zu sehen. Neben einer Karte der gesamten Schweiz wird jeder Kanton auch einzeln verortet, außerdem werden Parteien- und Abstimmungslandschaften in gesonderten Grafiken gezeigt. Ein Befund dieser Datenauswertung ist die Feststellung, dass nicht - wie noch in früheren Zeiten - die Religionszugehörigkeit ausschlaggebend für das mehrheitliche politische Denken in einer Region ist, sondern die Sprache. So existiere kaum eine gemeinsame Schweizer Medienlandschaft, schreiben die Autoren. Vielmehr orientierten sich die deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweizer an den Medienöffentlichkeiten ihrer jeweiligen Nachbarländer, mit denen sie die Sprache teilten. Insgesamt haben Hermann und Leuthold ein Kartenmaterial erarbeitet, das mitsamt seiner ausführlichen Einleitung eine sehr originelle und ausdrucksstarke Vermessung der politischen Schweiz darstellt.