Die Folgen der globalen Finanzmarktkrise 2008 und die wenig später einsetzenden gravierenden Entwicklungen in der Eurozone stellen Probleme für die Europäische Union dar, bei denen durchaus offen ist, ob und in welcher Form sie gelöst werden können. Das betrifft gleichermaßen Fragen eines kurzfristigen Krisenmanagements, mit dem die dramatische Verschuldung einzelner Mitgliedstaaten aufgefangen werden könnte, wie Fragen einer strategischen Verbesserung der institutionellen Handlungsfähigkeit der Union. Die Autoren der Beiträge greifen diese aktuelle Konstellation auf und diskutieren – sich der unvermeidlichen Vorläufigkeiten der Antworten durchaus bewusst – zentrale Entwicklungslinien der europäischen Integration. Behandelt werden drei übergreifende Themenkomplexe: Zunächst geht es mit Blick auf das Spannungsfeld Vertiefung versus Erweiterung um politisch-institutionelle Perspektiven nach Inkrafttreten des Vertrages von Lissabon und um das künftige Verhältnis von Markt- (qua Wirtschafts- und Währungsunion) und Politikintegration, die wesentlich die Dimension der Sozialunion betrifft. Breiten Raum nehmen zweitens Fragen der Migration ein – das gilt einerseits vor dem Hintergrund der Arbeitnehmerfreizügigkeit für den Bereich der Arbeitsmigration und andererseits für den der Fluchtmigration; hier wird die europäische Einwanderungs- und Asylpolitik kritisch diskutiert. Den informativen Band rundet drittens eine Auseinandersetzung mit den sich europaweit zeigenden Tendenzen des Rechtspopulismus und Rechtsextremismus ab, dabei werden die Verhältnisse in den Niederlanden und in Ungarn besonders berücksichtigt.