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Rudolf Steinhoff

Carl Steinhoff. Die Biografie

Berlin: edition ost 2012; 287 S.; brosch., 19,95 €; ISBN 978-3-360-01834-2
Rudolf Steinhoff, Sohn des brandenburgischen Ministerpräsidenten, Innenministers und Kandidaten des Politbüros Carl Steinhoff (1892-1981; zum Teil auch „Karl“ geschrieben), möchte gemäß Untertitel eine Biografie über seinen Vater vorlegen. Das Buch ist jedoch nicht durchweg eine Lebensbeschreibung im engeren Sinne, sondern in ihm werden neben der eigentlichen Biografie (19-22 sowie 31-89) auch 149 Gedichte von Carl Steinhoff, ein mit Carl Steinhoff geführtes und im Neuen Deutschland abgedrucktes Interview, eine Rede, der Wortlaut eines Fernsehbeitrages über Steinhoff sowie die an eine Autobiografie erinnernde Darstellung „Mein Vater aus meiner Sicht“ publiziert. Das Interview und die statt eines Vorwortes abgedruckten Reflexionen seines Sohnes beziehen sich hauptsächlich auf die beginnenden 1930er-Jahre und die Tätigkeit des damaligen Sozialdemokraten Steinhoff unter Reichspräsident Friedrich Ebert. Steinhoff legte im ND-Interview dar, dass seine Versuche, die erstarkenden Nationalsozialisten zu stoppen, von ministerialer Stelle unberücksichtigt blieben. „Die einheitliche Aktion der Arbeiterklasse, vor allem ein Zusammengehen von SPD und KPD, wäre das sicherste Mittel zum Schutz der Demokratie gewesen.“ (99) Diese Erfahrungen ließen Steinhoff 1946 für die Vereinigung beider Parteien zur SED plädieren und nach Jahren der Arbeitslosigkeit als brandenburgischer Ministerpräsident die Umsetzung der Bodenreform vorantreiben. Rudolf Steinhoff betont in seinem Buch insbesondere das gute Verhältnis seines Vaters zu Walter Ulbricht, der bei seinen privaten Besuchen „nicht unsympathisch“ (14) gewesen sei sowie Steinhoffs „Einsatz für die deutsche Einheit“ (31). Diese Bemühungen waren nach Ansicht von Rudolf Steinhoff (auch) deshalb erfolglos, weil auf die westdeutsche Seite (vor allem Hans Ehard und Kurt Schumacher) Druck ausgeübt wurde, die ostdeutsche Seite hingegen offen für eine gesamtdeutsche Lösung war: „Die SED-Führung hielt unverändert an der deutschen Einheit fest, obgleich sie sich sicher war, in einem offenen politischen Wettbewerb in Gesamtdeutschland keineswegs zu obsiegen.“ (37) Die unerwartete Absetzung Steinhoffs – dies konnte sein Sohn Jahrzehnte später herausfinden – wurde nicht von Walter Ulbricht angeordnet, sondern war eine Entscheidung Stalins, der Steinhoff durch einen Militär ersetzen wollte.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.3 | 2.31 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Rudolf Steinhoff: Carl Steinhoff. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21958-carl-steinhoff_42176, veröffentlicht am 09.08.2012. Buch-Nr.: 42176 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken