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Georg Kreis (Hrsg.)

Erinnern und Verarbeiten. Zur Schweiz in den Jahren 1933-1945

Basel: Schwabe & Co. AG 2004 (Itinera 25); 160 S.; brosch., 33,50 €; ISBN 3-7965-2073-1
Das „lange Beschweigen der schweizerischen Verstrickung in das Geschehen des Zweiten Weltkriegs“ (40) und das Unbehagen der Schweizer darüber, dass der Holocaust zur Legitimation supranationaler Eingriffe dient (z. B. beim Boykott der EU gegen Österreich 2000), gehören zu den Themen dieses Sammelbandes. Neben den Beiträgen, die sich der Vergangenheitsdebatte im engeren politischen Sinne widmen, reflektiert u. a. die Literaturprofessorin Ursula Amrein über die Anlehnung und Abgrenzung vom deutschen Kulturraum. Der Band erscheint in der Folge des ersten „Schweizerischen Geschichtstags“, den die Schweizerische Gesellschaft für Geschichte Anfang 2003 an der Universität Freiburg veranstaltete. Allerdings sind nur die ersten beiden Beiträge Tagungsvorträge. Der Historiker Moritz Csáky erinnert einleitend daran, dass sich das kollektive Bewusstsein nicht erst vor dem Hintergrund der (medialen) Globalisierung nicht deckungsgleich mit nationalen Identitätskonstruktionen entwickelt. Gleichwohl seien Gedächtnis und Erinnerung seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu leitenden Denkfiguren geworden. Vor dem Hintergrund von Zivilisationsbrüchen und radikalen Transformationen werde einmal mehr deutlich, dass „Identität kein fester Besitz, sondern ein Prozess ist“ (27). Aus dem Inhalt: Moritz Csáky: Die Mehrdeutigkeit von Gedächtnis und Erinnerung (7-30) Urs Altermatt: Verspätete Thematisierung des Holocaust in der Schweiz (31-55) Thomas Maissen: Führerlosigkeit als Normalzustand. Die Schweizer Weltkriegsdebatte und die Krise um die nachrichtenlosen Vermögen in einer langfristigen Perspektive (57-69) Ursula Amrein: Der doppelte Ort. Die deutschsprachige Literatur in der Schweiz 1880 bis 1950 (71-88) Christian Koller: Der ausgestellte Volkskörper. Sport an der schweizerischen Landesausstellung 1939 (89-117) Georg Kreis: Zwischen Mangel und Überfluss. Das Versorgungsproblem der Jahre 1939-1942 aus der Sicht des „Nebelspalters“ (119-140) Anne Yammine: Humanitäre Propaganda am Ausgang des Zweiten Weltkriegs. Die „Schweizer Spende für die Kriegsgeschädigten“ 1944-1948 (141-154)
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.5 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Georg Kreis (Hrsg.): Erinnern und Verarbeiten. Basel: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/22737-erinnern-und-verarbeiten_25955, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 25955 Rezension drucken