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Hans Diefenbacher (Hrsg.)

Anarchismus. Zur Geschichte und Idee der herrschaftsfreien Gesellschaft

Darmstadt: Primus Verlag 1996; 229 S.; geb., 49,80 DM; ISBN 3-89678-013-1
Kaum ein ideengeschichtlicher Forschungsgegenstand hat immer wieder so viele politikwissenschaftliche Amateure (und das ist nicht abfällig gemeint) angezogen wie der Anarchismus. Der vorliegende, schön ausgestattete Band ist keine Ausnahme. Die Autoren, durchweg Referenten der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft Heidelberg, vertreten ein breites Spektrum sozial- und geisteswissenschaftlicher Fächer; es finden sich aber auch zwei Physiker unter ihnen. Ihre Aufsatzsammlung treibt nicht unbedingt die Forschung voran, aber sie bietet eine gute Einführung in das Denken der Hauptvertreter des Anarchismus. Ein wenig aus dem zeitlichen Rahmen fällt der letzte Beitrag, der die Frage nach dem Anarchismus in unserer Zeit stellt und der dadurch auch für Leser interessant wird, die sonst vielleicht der Ideengeschichte des Anarchismus ferner stehen. Die einzelnen Biographien und Werkeinführungen eignen sich durchweg gut zur ersten Orientierung. Bei der Knappheit von umfassenden Abhandlungen über den Anarchismus wird man auch dafür schon dankbar sein. Inhalt: Hans Diefenbacher: Anarchismus - die verlorene Utopie? Eine Einführung (7-23); Enno Rudolph: Ich hab' mein Sach' auf Nichts gestellt. Der Einzelne als Eigner seiner selbst bei Max Stirner (24-33); Hans Diefenbacher: Anarchie ist Ordnung. Individualistischer Anarchismus bei William Godwin, Anselme Bellegarrigue und Gustav Landauer (34-51); Ulrich Ratsch: Vom guten und vom bösen Menschen. Der "wissenschaftliche Anarchismus" von Peter Kropotkin (52-66); Johannes Schwerdtfeger: Anarchismus und Pädagogik oder die pädagogisch arrangierte Freiheit (67-84); Hans-Richard Reuter: "Heiliger Anarchismus". Zur Rezeption anarchistischer Motive im 'religiösen Sozialismus' bei Leonhard Ragaz (85-104); Friedhelm Solms: Ich will nicht Ich sein; ich will Wir sein. Die Geschichte des ersten Berufsrevolutionärs Michail Alexandrowitsch Bakunin (105-128); Jürgen Hübner: Das kurze Leben einer Revolution. Die Machnowstschina und ihr Anführer (129-142); Wolfgang Bock: Terrorismus und politischer Anarchismus im Kaiserreich. Entstehung, Entwicklung, rechtliche und politische Bekämpfung (143-168); Constanze Eisenbart: Erich Mühsam. Anarchismus als Traum von Menschlichkeit und Gerechtigkeit (169-191); Ion-Olimpiu Stamatescu: Ökologie und Anarchie. Anmerkungen zu Murray Bookchins Ökologie der Freiheit (192-210).
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.33 | 5.4 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Hans Diefenbacher (Hrsg.): Anarchismus. Darmstadt: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/2334-anarchismus_2860, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 2860 Rezension drucken