Zivilistinnen und Kämpferinnen in Eritrea
Diss. FU Berlin; Gutachter: U. Luig, G. Elwert. - Eritrea ist ein von Kriegen geschütteltes Land. Vor allem der dreißigjährige Befreiungskrieg von 1961 bis 1991, der zur Unabhängigkeit von Äthiopien führte, hat das Land tief geprägt. In diesem Krieg haben auch viele Frauen gekämpft. Mit der Befreiung, so die offizielle Sicht der Dinge, sei auch die Gleichberechtigung der Geschlechter realisiert worden. Doch im Gegensatz zu dieser offiziellen Gleichberechtigungsrethorik, so das zentrale Ergebnis der Studie, hat sich faktisch eine tiefe Spaltung der weiblichen Bevölkerung in Kämpferinnen und Zivilistinnen herausgebildet. Zwar machten die Kämpferinnen einen Überlegenheitsanspruch gegenüber den „rückständigen“ Zivilistinnen geltend, faktisch seien sie jedoch häufig sozial isoliert, da die von den Kämpferinnen repräsentierten und von der Regierung unterstützten progressiven Wertvorstellungen in vielen Punkten nicht den traditionellen Werten der Zivilistinnen entsprächen. Diese, so zeigt die Verfasserin weiter, ließen sich insbesondere am sozial strukturierten Umgang mit dem Essen, der Nahrungsmittelzubereitung, den geschlechtsspezifischen Ernährungsgewohnheiten sowie der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung im Zusammenhang mit der Ernährung festmachen. Die traditionellen Wertvorstellungen räumten den Zivilistinnen eine in der eritreischen Gesellschaft äußerst bedeutsame Verfügungsgewalt über das Essen ein, der für die Frauen wichtiger sei als ein abstrakter Gleichstellungsanspruch, so ein weiteres Ergebnis der Arbeit. Die qualitativ angelegte Untersuchung basiert auf mehrjährigen Forschungsarbeiten der Verfasserin vor Ort.