Mythos Netz. Kommunikation jenseits von Raum und Zeit?
Der Begriff des „Netzes“ hat in zahlreichen Wissenschaftsdisziplinen Konjunktur. „Viele Äußerungen stellen den Begriff des Netzes als Generalschlüssel zum Verständnis der diversesten Gegenstände, wenn nicht gar der Welt überhaupt vor“ (8). Obgleich bei diesem Begriff einiges vermengt wird, nimmt die Ansicht, dass im Netz Raum, Zeit und Materie ihre Bedeutung verlieren „im politischen und wissenschaftlichen Diskurs weit über die neokonservativen Kreise hinaus und bis hinein in die Linke eine hegemoniale Position ein“ (10). Fischbach widerspricht dieser Meinung und dekonstruiert den Begriff in vier essayistischen Kapiteln, was er als Grundlage einer noch zu schreibenden systematischen Auseinandersetzung versteht. Zunächst rekurriert er auf die Futuristen des letzten Jahrhunderts und zeigt Schnittpunkte aber auch Unterschiede zum aktuellen Netzdiskurs auf. Anschließend konfrontiert er die Netzmetapher mit realen Netzen. Danach diskutiert er die Konvergenz der Ideen von vernetzter Wissensgesellschaft und neoliberaler Ideologie. Schließlich zeigt er den Zusammenhang von Vernetzung und Verfügbarkeit der Infrastruktur auf. Bei seinen nicht trivialen Überlegungen gelangt Fischbach zu einem skeptischen Ergebnis: „Der Netzenthusiasmus entwirft ein illusionäres Bild der weltumspannenden Vereinigung durch Telekommunikation, das die realen Gräben und Gegensätze, die die Menschheit trennen, nicht nur ignoriert, sondern die Kräfte lähmt, die jene zu überwinden streben.“ (261)