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Carmen Schmidt

Japans Zirkel der Macht. Legitimation und Integration einer nationalen Elite

Marburg: Tectum Verlag 2005; 279 S.; 24,90 €; ISBN 3-8288-8845-3
Sozialwiss. Habilitationsschrift Osnabrück; Gutachter: R. Czada, G. Széll. – In Untersuchungen der japanischen Politik fällt oft das Schlagwort vom Eisernen Dreieck, dem Machtblock aus LDP, Wirtschaft und Bürokratie, aus dem sich die japanische Führungsschicht rekrutiert. Schmidt untersucht, ob dies auch heute noch der Fall ist. In ihrer empirischen Studie analysiert sie sowohl die vertikale Dimension der Legitimität der japanischen Eliten als auch die horizontale Dimension der Elitenintegration. Verstehen sich die Mitglieder der japanischen Führungsschicht eher als geschlossene Machtelite, als demokratisch-pluralistisch integrierte Elite oder als lose Führungsgruppe? Über den japanischen Rahmen hinaus verspricht sich Schmidt aber auch Hinweise auf generalisierbare Aussagen zur Bildung einer kohäsiven Machtelite und der Frage, was die Entstehung einer pluralistischen Elite begünstigt. Die empirische Untersuchung wurde 2003 abgeschlossen. Schmidt konstatiert eine große Distanz zwischen Elite und Gesamtbevölkerung. Frauen seien in Führungspositionen stark unterrepräsentiert, Jüngere hätten nur geringe Partizipationschance und die Eliten rekrutierten sich aus wenigen Eliteuniversitäten. Daraus resultiere eine starke soziale Selektion. „Die erkennbare Verselbständigung des politischen Bereichs von der gesellschaftlichen Sozialstruktur führt zu einer Einschränkung seiner Funktion als Instanz der Interessenvertretung und -integration.“ (225) Selbst eine demokratische Legitimation der politischen Eliten durch Wahlen sei „nur bedingt“ (226) gegeben. Die horizontale Integration der japanischen Führungsschicht sei stark ausgeprägt, man könne aber nicht von einer hochkonzentrierten Machtelite sprechen, weil es sich vielfach um Sektoreliten handele, die zu einer Fragmentierung der Machtzentren führten. Schmidt ordnet sie deshalb zwischen einer Machtelite und einer losen Führungsschicht ein und bezeichnet sie als krisenfesten Elitenzirkel, „dessen separierte Machtzentren wechselseitigen Einfluß ausüben und in gegenseitiger Abhängigkeit stehen“ (231).
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.68 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Carmen Schmidt: Japans Zirkel der Macht. Marburg: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/24366-japans-zirkel-der-macht_28095, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 28095 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken