Ethnisierung der Politik. Theorie und Geschichte des Volksgruppenrechts in Europa
Politikwiss. Diss. Köln; Gutachter: C. Butterwegge, A. Pelinka. – Salzborn untersucht die Herausbildung der Volksgruppenrechte in Europa als Reaktion auf den Nationalismus. Dabei konzentriert er sich auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Sein Interesse gilt nicht dem Recht im engeren Sinne, sondern den politischen Aspekten der Rechtschaffung in ideologiekritischer Absicht. Die Volksgruppentheorie wird als Gegenstück zu einem menschenrechtlichen Minderheitenschutz verstanden. In ihrer Ausrichtung an einem tatsächlich fiktiven „Homo ethnicus“ wird sie theoretisch und geschichtlich als antiliberal, antibürgerlich, antidemokratisch usw. rekonstruiert. Salzborn diskutiert den rechtlichen Ansatz via Natur- und Heimatrecht sowie die Raumvorstellung. Abschließend fragt er nach der praktischen Etablierung des Volksgruppenrechts in Europa und nennt als Beispiel das „Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten“ des Europarats von 1995. Zumeist stößt er dabei auf die inoffizielle Einflussnahme charismatischer Volksgruppentheoretiker, die sich auch durch die Schaffung von Verbänden Gehör verschafft hätten. Die Arbeit wird motiviert von einem Plädoyer für menschenrechtliche Antidiskriminierungspolitik, das hinter der Volksgruppentheorie ein neues Auschwitz wittert und bisweilen verschwörungstheoretische Züge annimmt.