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Christof Geisel

Auf der Suche nach einem dritten Weg. Das politische Selbstverständnis der DDR-Opposition in den achtziger Jahren

Berlin: Ch. Links Verlag 2005 (Forschungen zur DDR-Gesellschaft); 331 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 3-86153-378-2
Der Politikwissenschaftler Geisel analysiert auf der Basis u. a. einer eigenen Umfrage unter ehemaligen Oppositionellen deren politischen Motive und verknüpft diese mit ihrer Rolle im Herbst 1989. Im letzten Jahr der DDR sei von höchstens 2.500 organisierten Oppositionellen auszugehen bei einem „harten Kern“ von etwa 60 Personen. Ihre Bezeichnung als „Bürgerrechtler“ oder „Bürgerrechtsbewegung“ sei von westlichen Medien geprägt worden; ob diese Zuschreibungen zutreffend sind, bezweifelt der Autor. Bei allem Respekt vor ihrem persönlichen Mut beschreibt er die Oppositionellen als die wahren Kinder der DDR, die mitunter die SED links zu überholen suchten. Weder die sozialistische Wirtschaft noch die Eigenstaatlichkeit seien von ihnen zu „Lebzeiten der DDR“ jemals infrage gestellt, die Führungsrolle der SED nicht angezweifelt worden. Stattdessen habe man sich in antiwestlicher Rhetorik geübt und sich für Frieden und Menschenrechte eingesetzt. Geisel zeigt die Oppositionellen als in der SED-Ideologie gefangen. Der Frust großer Teile der Bevölkerung angesichts des maroden Systems sei (wie dieses selbst) ignoriert und konkrete, mehrheitsfähige Konzepte für die Zukunft nie entwickelt worden. Geisel zeichnet dieses historische Versagen zwar stellenweise polemisch, insgesamt aber plausibel nach.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Christof Geisel: Auf der Suche nach einem dritten Weg. Berlin: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/24729-auf-der-suche-nach-einem-dritten-weg_28576, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 28576 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken