Der Raum des Politischen. Politische Theorie im Zeichen der Kontingenz
Die traditionelle Bestimmungen des Politischen, die typischerweise die Funktion der Herstellung kollektiv verbindlicher Entscheidungen an das Ensemble staatlicher Institutionen binden, geraten heute angesichts unterschiedlicher Tendenzen zunehmend in Schwierigkeiten. So nimmt im Zuge von Globalisierung die Handlungsfähigkeit von Nationalstaaten ab und Prozesse gesellschaftlicher Ausdifferenzierung führen zu einer Informalisierung politischer Prozesse. Phänomene wie diese umschreiben eine steigende Kontingenz des Politischen, die einerseits mehr und mehr die Entscheidungsabhängigkeit politischer Fragen sichtbar macht, andererseits den vormals abgegrenzten politischen Raum für eine Vielzahl von gesellschaftlichen Akteuren öffnet. Ausgehend von diesen Tendenzen will sich der Autor mit den Rückwirkungen des Kontingenzphänomens auf die moderne politische Theorie auseinandersetzen. Für diese Zwecke entwickelt er zunächst – u. a. in Auseinandersetzung mit Grevens Modell einer politischen Gesellschaft und Becks Theorie reflexiver Modernisierung – eine Typologie politischer Entgrenzungen. Darauf aufbauend will Holzinger in kritischer Diskussion der Positionen von Luhmann und Habermas Grenzen des Kontingenztheorems zeigen. Auch unter Bedingungen hoher gesellschaftlicher Kontingenz und Komplexität – so die These – sind normative Standards demokratischer Politik nötig und möglich.