"Die deutsche Einheit kommt bestimmt!" Zum Spannungsverhältnis von Deutscher Frage, Geschichtspolitik und westdeutscher Dissidenz in den 1980er Jahren
Wiss. Arbeit Bonn; Betreuer: T. Mayer, G. Langguth. – Der Autor unterstellt den Bundesregierungen unter Brandt, Schmidt und Kohl, ein intellektuelles Klima geduldet zu haben, in dem die Forderung nach einer Grundgesetzänderung erhoben werden konnte, „in dessen Folge der Präambelteil, nämlich die deutsche Einheit zu vollenden, zu streichen gewesen wäre“ (2). Diesem „intellektuellen Klima“ stellt der Autor einzelne Personen gegenüber, die für ihn die westdeutsche Dissidenz in der Entspannungsära repräsentieren. Ein besonderes Anliegen sind Haarmann dabei die Vertreter eines linken Patriotismus. „Bemerkenswert ist, dass man sich quasi konspirativer Methoden bedienen und berufliche Nachteile befürchten musste, wenn man in den 1980er Jahren in der Öffentlichkeit tätig war und für die Wiedervereinigung eintrat“ (86), so seine rückblickende Interpretation, die sicher angezweifelt werden darf. Ausgeblendet bleibt die schwierige und langwierige Entwicklung der deutsch-deutschen Beziehungen, die eigentlich den Rahmen dieser Arbeit bilden müsste. So aber ist nur ein verzerrtes, weil sehr selektives Bild des westdeutschen Wiedervereinigungsdiskurses entstanden.