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Jochen Hille

Gute Nation oder Europa? Euroskeptizismus in Norwegen und in der deutschsprachigen Schweiz

Online-Publikation 2005 (http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=978033728); 242 S.
Diss. HU Berlin; Gutachter: B. Henningsen, K. Eder. – Die Asterix-Geschichten seien eine punktgenaue Zusammenfassung der Selbst- und EU-Bilder, die die Integrationsgegner in Norwegen und in der Schweiz pflegten, so Hille. Man beschreibe sich als ehrlich, frei, gewitzt, autark und egalitär. Diese kleine heile Welt gelte es gegen das EU-Imperium zu verteidigen – dort aber würden die Euroskeptiker eher als schlecht informierte Hinterwäldler betrachtet. Tatsächlich aber sei der Euroskeptizismus ein legitimer politischer Widerstand und kein Ausdruck ökonomischer Gruppeninteressen oder mangelnder Informiertheit. Bei allen Unterschieden gehe es den Euroskeptikern um die „Verteidigung der nationalen Gemeinschaft“ (212) aus einem Grund: Man glaube, bereits in einem guten Staat und einer guten Gesellschaft zu leben. Die eigene Nation werde als Hort der Friedfertigkeit gesehen. Vor diesem Hintergrund werde die These von einem Europa als Friedensprojekt nicht geglaubt. Bei genauerer Hinsicht allerdings entpuppe sich die europäische Integration als Projektionsfläche für innergesellschaftliche Konflikte, Ideologien und kollektive Selbst- und Feindbilder. Dabei gestalteten sich die politischen Argumentationen der Euroskeptiker völlig unterschiedlich: Die eher linke norwegische Bewegung „Nei til EU“ (NTEU) argumentiere damit, ein von der EU unabhängiges Norwegen sei demokratischer. Die „Aktion für eine Unabhängige Schweiz“ (AUNS) und die eng mit ihr verbundene „Schweizerische Volkspartei“ (SVP) dagegen polterten mit einer rechtspopulistischen, rassistischen Rhetorik. Dennoch seien weder die einen noch die anderen Sonderfälle, schreibt Hille, sondern nur Beispiele für einen besonders ausgeprägten, auf einem starken Staatsnationalismus basierenden Integrationswiderstand. Beide Länder würden sich auch weiterhin nur auf einer nahen Umlaufbahn zur EU bewegen, weil sich der – auch andernorts vorhandene – Euroskeptizismus in Norwegen und der Schweiz in Referenden politisch kanalisieren könne.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.23 | 2.61 | 2.5 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Jochen Hille: Gute Nation oder Europa? 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25965-gute-nation-oder-europa_30188, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30188 Rezension drucken