Der Band dokumentiert die gleichnamige Konferenz aus dem Jahr 2005 des Forschungsinstituts Arbeit, Bildung, Partizipation an der Ruhr-Universität. Die Beiträge der Historiker, Politik- und Kulturwissenschaftler konzentrieren sich auf die Länder Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Tschechien, Ungarn und Russland. Entsprechend stehen die jeweiligen nationalen Besonderheiten des historischen Erinnerns im Mittelpunkt; daneben suchen die Autoren aber auch immer nach europäischen Zusammenhängen. Die Frage, inwieweit eine gemeinsame europäische Erinnerungskultur möglich und förderbar ist, kommt dabei leider zu kurz. Bedauerlich ist auch, dass der Beitrag von Joachim Gauck zur Rolle der Opfer des Nationalsozialismus und Stalinismus in der deutschen Erinnerungskultur aus technischen Gründen nicht festgehalten oder rekonstruiert werden konnte und daher im Sammelband fehlt. Der historisch interessierte Leser profitiert dennoch von der Lektüre des Bandes, weil er an zahllosen Beispielen veranschaulicht, wie groß die Rolle der Erinnerung an Geschichte in jeder Gegenwart bleibt. Zudem wird deutlich, wie sehr die Mitgliedstaaten der Europäischen Union noch immer mit ihrem eigenen Selbstbild ringen. Vor diesem Hintergrund erscheinen bisherige Versuche, europäische Gemeinsamkeiten stärker zu betonen und eine gemeinsame und zugleich empathische Geschichte vom Europa des 20. Jahrhunderts zu schreiben, mindestens verfrüht.