Vom Kulturkonflikt zum Kulturdialog? Die kulturelle Dimension der Euro-Mediterranen Partnerschaft (EMP)
Politikwiss. Diss. FU Berlin; Gutachter: F. Büttner, E. Kienle. – Bisher verfügt die Europäische Union nur über wenige Instrumente einer gemeinsamen Außenkulturpolitik, denn die Kultur gehört weiterhin zu einem der Gebiete, auf denen die EU-Mitgliedstaaten möglichst wenig Souveränität an Brüssel abgeben möchten. Dennoch sind im Rahmen der Euro-Mediterranen Partnerschaft (EMP) seit 1995 kulturelle Aktivitäten unternommen worden, die, wie Schäfer ausführt, de facto bereits einer europäischen Außenkulturpolitik entsprechen. Diese Entwicklung sei „eine Art Nebeneffekt der kulturellen Neufindung des Mittelmeerraums“ (14) gewesen. Schäfers zentrale Fragestellung lautet, „über welche außenkulturpolitischen Handlungsmöglichkeiten die EU bereits verfügt und wie sie mit diesen im Rahmen der EMP zur kulturellen Konstruktion des Mittelmeerraums beiträgt“ (21). Dabei dient der Autorin die EMP lediglich als ein Beispiel, mit anderen Worten: Welche Schlussfolgerungen können aus den bisherigen Erfahrungen im Fall der kulturellen EMP für eine zukünftige Außenkulturpolitik der EU im Allgemeinen abgeleitet werden? Der Untersuchungszeitraum der Arbeit, die sich am sozialkonstruktivistischen Ansatz Alexander Wents orientiert, erstreckt sich auf die Jahre zwischen 1995 und 2005. Ein Ergebnis der Analyse lautet, dass eine „progressive Europäisierung der Außenkulturpolitik der EU-Mitgliedstaaten“ stattfinde. Zwar existiere weiterhin eine Konkurrenz der Mitgliedstaaten in diesem Bereich, doch die Tendenz hin zu einer gemeinsamen Überzeugung darüber, welche Werte die EU nach außen vermitteln möchte, sei steigend. Die EU betreibe mit der kulturellen EMP eine „‚post-souveräne Politik’“ (250).