Politikwiss. Diss. Wien; Gutachter: I. Schütz-Müller. – Aksoy geht in seiner Arbeit vor allem der Frage nach, welche Einflussfaktoren die Verhandlungen über einen Beitritt der Türkei zur EU bestimmen. Dabei werden politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte behandelt. Einleitend skizziert der Autor die historischen Abläufe in der Türkei. In diesem Zusammenhang geht er auch auf die beidseitige Motivation der EU sowie der türkischen Regierung ein, sich einander anzunähern. Dieses Vorhaben führte zum Beschluss des Ankara-Abkommens über die Assoziierung des Landes, dessen Auswirkungen in der Folgezeit analysiert werden. Kritisch äußert sich Aksoy zu den Beweggründen, die die Brüsseler Institutionen 1990 dazu veranlassten, die Bewerbung um eine Vollmitgliedschaft abzulehnen. Im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten habe die Türkei zum Zeitpunkt des erhofften Beitritts einen schon weit fortgeschrittenen Demokratieansatz vorgewiesen, sodass Kritik am Stadium des demokratischen Systems als nicht gerechtfertigt angesehen werden könne. Den Schwerpunkt der Arbeit stellen jedoch die Verhältnisse seit den 90er-Jahren dar. Nach einer Phase der Stagnation seien die Beziehungen zwischen der Türkei und der EU durch den Abbau von Zöllen im Rahmen der Zollunion intensiviert worden, hätten jedoch im Zuge des Luxemburg-Gipfels erneut eine Kehrtwende vollzogen. Die wiederholt geäußerte Kritik der EU an dem wirtschaftlichen und politischen Fortschritt sowie an der Rolle der Türkei im Zypern-Konflikt habe zu neuen Spannungen geführt und die Hoffnungen auf einen baldigen Beitritt schwinden lassen. Im Folgenden geht Aksoy näher auf die aktuellen Streitpunkte in der Debatte über einen Beitritt der Türkei zur EU ein, bevor er sich abschließend für einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen ausspricht, da durch eine Mitgliedschaft der Türkei die Europäische Union modernisiert würde und kulturelle Differenzen überbrückt werden könnten.