Erneuerung des Sozialstaates in Europa
Die Mehrzahl der Beiträge ist dem ambivalenten Verhältnis der Linken zur Europäischen Union und zum Sozialstaat gewidmet. Einerseits erscheinen der Linken der Sozialstaat und die Europäische Union als zu verteidigender Schutz vor der durchgreifenden kapitalistischen Ordnung, anderseits sind beide keine originär linken Projekte und können aus der Perspektive der Linken sogar als Mittel zur „Aufrechterhaltung der Klassenverhältnisse“ (Wohlfahrtsstaat) oder als Motor des Neoliberalismus (EU) verstanden werden. Die Autoren versuchen zunächst, die Kritik am Neoliberalismus sowie das Scheitern der Lissabonstrategie zu veranschaulichen, um damit die Forderungen der Linken, wobei hiermit im Wesentlichen deutsche Vorstellungen gemeint sind, zu begründen. Das konkrete Problem, wie unterschiedliche Sozialstaatstypen koordiniert werden können, wird lediglich in den Aufsätzen von Recht und Süssner gestreift – zu stark scheint das Interesse an neoliberaler Globalisierung und zivilgesellschaftlichen Gegenstrategien zu sein. Interessant sind die Artikel zu den Gewerkschaften, auch wenn diese, wie nahezu alle Beiträge, eher einen politisch-narrativen denn analytischen Charakter haben. Anzumerken ist, dass dem Buch ein Autorenverzeichnis fehlt und die Gliederung der Texte nicht immer plausibel erscheint, weil gleiche Thematiken an verschiedenen Stellen im Buch diskutiert werden.