Die Geschichte kennt kein Pardon. Erinnerungen eines deutschen Historikers
Bei dem Autor dieser Autobiografie handelt es sich um einen der profiliertesten Historiker der DDR in der Faschismus-Forschung und zu Fragen der Judenverfolgung. Bis zu seiner Entlassung 1992 lehrte er an der Humboldt-Universität. Seine Lebenserinnerungen entfalten ein breites geschichtliches Panorama von der Studentenzeit der 50er-Jahre bis in die Gegenwart. In Seitenhieben auf seine Zunft kritisiert der Autor, dass heutige Forschung sich in Detailfragen verliere und die großen Zusammenhänge verwische. Auch dies könne man, so Pätzold, als eine Form des Geschichtsrevisionismus lesen. In Teilen durchaus kritisch gegenüber der eigenen Haltung, aber auch jener der Westdeutschen nach der Wiedervereinigung, eröffnet sich ein differenziertes Bild auf die DDR-Intelligenz. Dabei ist der Autor durchaus politisch und will einseitig westdeutschen Interpretationen der Wiedervereinigung entgegenwirken. Und wenn Pätzold heute feststellt: „Doch dürfte die Vorlage einer Dissertationsschrift über die Wege des einstigen Personals der Humboldt-Universität nach 1990 auf sich warten lassen, weil das Interesse gedämpft ist“ (259), überrascht in der Tat, dass hierzu bisher kaum gearbeitet wurde.