Der Herausgeber, Jahrgang 1938 und ehemaliger Oberstleutnant der DDR-Spionageabwehr, hat verschiedene Fälle der Abwehr westlicher Geheimdienstbemühungen zu Zeiten des Kalten Krieges zusammengetragen. Was – wertfrei betrachtet – für eine Sammlung spannender Agentengeschichten tauglich wäre oder bei historisch fundierter Analyse vielleicht sogar einen Beitrag zur Geschichte der Geheimdienste im Kalten Krieg hätte liefern können, wird jedoch schon durch das Vorwort des Herausgebers in eine zweifelhafte Richtung gerückt: Es wird nicht ersichtlich, wie Kierstein – einen sehr weiten Bogen spannend – die Bundesinnenminister Schily und Schäuble ernsthaft dafür kritisieren kann, zur Sicherung des Staates das gesamte Staatsvolk auszuspionieren: ein Vorwurf, der dem Ex-DDR-Geheimdienstler selbst zu machen wäre. Die zudem erhobene Vorhaltung, in der Vergangenheitsbewältigung der beiden deutschen Staaten werde mit zweierlei Maß zuungunsten der DDR gemessen, wird so vom Herausgeber selbst auf jeden Fall bestätigt – wenngleich in umgekehrter Richtung. Die Herausgabe des Bandes erklärt er dennoch mit der Notwendigkeit, endlich für eine objektive Geschichtsschreibung zu sorgen. Entsprechend wird die Arbeit der DDR-Dienste als innerdeutscher Widerstand gegen die kapitalistische Ordnung interpretiert. Nicht fehlen darf – wie in vielen ähnlichen Publikationen – die offensichtlich unumgängliche Herabwürdigung des konsequent in Anführungszeichen gesetzten Widerstandes in der DDR, für den sich „einige Bürgerbewegte“ (10) engagiert hätten. So ist dieses Buch auch und gerade auf unfreiwillige Weise ein Dokument der deutsch-deutschen Geschichte.