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Andreas Schmidt

Liberale Theorien des Demokratischen Friedens. Ein Vergleich vor dem Hintergrund der "Revolution in Military Affairs" Hrsg. von Johannes Marx, Annette Schmitt und Volker Kunz

Marburg: Tectum Verlag 2007 (Politik begreifen: Schriften zu theoretischen und empirischen Problemen der Politikwissenschaft 3); 100 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9324-5
Magisterarbeit Mainz. – Seit Kants Traktat zum ewigen Frieden ist die Theorie des demokratischen Friedens in der Welt: Warum führen Demokratien praktisch keine Kriege untereinander, warum aber durchaus gegen nicht-demokratische Staaten? Dieser Frage widmet sich der Autor und erweitert sie um einen interessanten und vor allem hoch aktuellen Aspekt. Doch zunächst werden Kants Theorem und die politikwissenschaftliche Auseinandersetzung damit vorgestellt. Es folgt ein Vergleich dreier Spielarten der Theorie des demokratischen Friedens: der normativen Erklärung, die die zivile Konfliktlösung aus der politischen Kultur in Demokratien herleitet, der institutionellen Erklärung, die auf die kriegshemmende Wirkung demokratischer Institutionen abstellt, und schließlich der rationalistischen Erklärung, die die hohen Kosten militärischen Handelns und die daraus folgenden Risiken für die am Erhalt ihrer Regierungsämter orientierten Akteure betont. Der Theorievergleich im ersten Teil führt zu der Schlussfolgerung, der rationalistische Ansatz sei am erklärungsstärksten. Die interessante Erweiterung dieser Debatte um den demokratischen Frieden erfolgt nun, indem der Autor überprüft, inwieweit die sogenannte Revolution in Military Affairs (RMA) möglicherweise die Implikation des demokratischen Friedens gefährdet. Die Vermutung lautet, durch die neuen, unter dem Begriff der RMA subsummierten, das Leben der eigenen Soldaten schonende Techniken und Strategien sänken ebenjene Risiken und Kosten, die nach dem rationalistischen Ansatz den Bestand des demokratischen Friedens garantieren. Das Ergebnis der durch ihre Stringenz überzeugenden Studie, mit der die These von der den demokratischen Frieden gefährdenden Wirkung der RMA bestätigt wird, stellt eine Warnung dar: Der Autor beschreibt das Verhältnis von Demokratie und RMA mit einer „verhängnisvollen Affäre“ (88). Die am Rande geäußerte Vermutung, der Zusammenhang zwischen RMA und den Präferenzen politischer Akteure könne kein Zufall sein, deutet auf weitere, hoch relevante Forschungsfragen.
Carsten Michael Nickel (CMN)
B. A., Politikwissenschaftler, wiss. Hilfskraft, Lehrstuhl für Internationale Politik, Ruhr-Universität Bochum.
Rubrizierung: 4.1 | 5.44 Empfohlene Zitierweise: Carsten Michael Nickel, Rezension zu: Andreas Schmidt: Liberale Theorien des Demokratischen Friedens. Marburg: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28326-liberale-theorien-des-demokratischen-friedens_33348, veröffentlicht am 04.06.2008. Buch-Nr.: 33348 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken