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Nikola Braun

Globales Erbe und regionales Ungleichgewicht: Die Repräsentativitätsprobleme der UNESCO-Welterbeliste

Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2007 (Schriften zur internationalen Politik 19); 407 S.; 78,- €; ISBN 978-3-8300-3031-7
Diss. München; Gutachter: P. J. Opitz, J. Nida-Rümelin. – 183 Staaten haben gegenwärtig das 1972 verabschiedete „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ unterzeichnet. „Anfang 2007 zählt die Welterbeliste 830 Stätten in 138 Vertragsstaaten“ (19), schreibt die Autorin. Allerdings fällt auf, dass diese Liste in dreifacher Hinsicht unausgewogen ist: Jedes zweite dieser Denkmäler steht in Europa, es wurden weitaus mehr Kultur- als Naturstätten aufgenommen und außerdem vor allem „Altstadtkerne, königliche Residenzen und gotische Kathedralen“ berücksichtigt und seltener „Zeugnisse prähistorischer oder indigener Kulturen und Kulturlandschaften“ (20). Die Autorin fragt, welche Ursachen für dieses Repräsentativproblem verantwortlich sind. Festzustellen ist, dass die Welterbekonvention „im Wesentlichen auf westliche Denkmal- und Naturschutzprinzipien“ (237) als Beurteilungsmaßstab zurückgreift. Außerdem konstatiert Braun „ein Spannungsverhältnis zwischen der Souveränität der Vertragsstaaten und dem Universalitätsanspruch der Welterbekonvention“ (236). Die Hauptverantwortung liegt nicht beim Welterbekomitee, vielmehr entscheiden die Vertragsstaaten, „ob und in welchem Rahmen eine Welterbenominierung für sie von Interesse ist“ (234) – (auch) aus wirtschaftlichen und politischen Interessen. Im zweiten Teil der Studie geht es um die Reformen, die auf die Beseitigung des Repräsentativproblems abzielen. So werden seit 1992 Kulturlandschaften als eigenständige Kategorie zugelassen, außerdem wurden insgesamt die Richtlinien für das Nominierungsverfahren verändert. Die bisherige Entwicklung habe trotz Teilerfolgen die Repräsentativität nicht wesentlich verbessert, schreibt Braun. Sie hält die Ausarbeitung von universellen Bewertungskriterien aber ohnehin für eine Fiktion, Naturerbe und Kulturstätten ließen sich nicht losgelöst von ihren regionalen Kontexten bewerten. Und so seien vor allem der politische Wille und das Durchsetzungsvermögen des Vertragsstaates ausschlaggebend dafür, ob ein Denkmal in die Liste aufgenommen werde.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.3 | 4.43 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Nikola Braun: Globales Erbe und regionales Ungleichgewicht: Die Repräsentativitätsprobleme der UNESCO-Welterbeliste Hamburg: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28622-globales-erbe-und-regionales-ungleichgewicht-die-repraesentativitaetsprobleme-der-unesco-welterbeliste_33736, veröffentlicht am 07.04.2008. Buch-Nr.: 33736 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken