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Kerstin Seifer

Governance als Einfluss-System. Der politische Einfluss von NGOs in asymmetrisch strukturierten Interaktionsarrangements

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009; 224 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-531-15793-1
Diss. Hamburg; Gutachter: J. Hoffmann, N. Paech. – Mit dem Begriffswechsel von politischer Steuerung zu Governance habe sich die Forschungsperspektive von der Akteursebene auf die Erklärung institutioneller Muster verschoben – mit der Folge, dass nicht-staatliche Akteure „nicht weiter reflektiert“ werden, obwohl ihnen „eine wichtige Rolle in den Governance-Konzepten zugewiesen wird“ (13). Zudem sei die „pauschale Unterstellung eines politischen Einflusses von nicht-staatlichen Akteuren bzw. NGOs [...] normativ und theoretisch nicht ausreichend begründet“ (15), schreibt die Autorin und geht davon aus, dass die Wirkungsmächtigkeit von NGOs in Governance-Prozessen häufig überschätzt wird. Auf der Grundlage einer kritischen theoretischen Aufarbeitung der Governance-Forschung hinsichtlich der konzeptionellen Ausgestaltung der Akteursebene entwickelt die Autorin ein Modell, mit dem untersucht werden kann, welche Akteure sich in welcher Weise in Verhandlungssysteme und Entscheidungsprozesse einbringen können. Dem Modell liegt ein machttheoretisch begründetes Verständnis von Governance als Einfluss-System zugrunde, wobei Seifer gründliche Begriffspräzisierungsarbeit leistet und z. B. zwischen Macht und politischem Einfluss unterscheidet. Von elementarer Bedeutung für die Einflusschancen „sind die Ressourcenverfügung und die Struktur des Ressourcenangebotes, [...] die NGOs als relevante Akteure ins Spiel der Entscheidungsfindung einbringen oder eben nicht“ (98). Im zweiten Teil der Arbeit wird das Modell in Form einer Fallillustration am Beispiel der europäischen Asylrechtsharmonisierung angewendet. Im Ergebnis sieht die Autorin ihre These von der Überschätzung des politischen Gewichts von NGOs bestätigt. Um systematische Erkenntnisse über deren Wirkungsfähigkeit zu erhalten, so ihr Fazit, bedarf es einer begründeten Einschätzung ihres politischen Einflusses.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.3 | 2.2 | 3.5 | 3.4 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Kerstin Seifer: Governance als Einfluss-System. Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28984-governance-als-einfluss-system_34224, veröffentlicht am 20.05.2009. Buch-Nr.: 34224 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken