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Christina Holtz-Bacha (Hrsg.)

Frauen, Politik und Medien

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008; 269 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-531-15693-4
Hat Politik ein Geschlecht? Und wenn dieses weiblich ist, wie gehen dann die Medien damit um? Werden Frauen anders dargestellt als Männer, ihr Äußeres häufiger thematisiert und unterschiedlicher bewertet? Und wie gehen die Betroffenen selbst damit um, dass ihr Geschlecht plötzlich zum Tagesthema wird? Diese Fragen konnten beispielhaft im deutschen Bundestagswahlkampf 2006 verfolgt werden, bei dem die deutschen Medien erstmals ihren Umgang mit Geschlechterklischees bzw. deren Abbau zu hinterfragen lernten. Auf der anderen Seite erforderte die Thematisierung von Geschlecht auch bei den politischen Akteuren und Akteurinnen ein Umlernen, um auf diese ungewohnte, weil bis dahin kaum relevante Komponente der alltagspraktischen Politikgestaltung angemessen reagieren zu können. Diese Verhaltensänderungen von Politik und Medien gegenüber Kandidatinnen zeigen neben dem prominenten deutschen Beispiel auch die Fälle aus Frankreich, Argentinien oder Finnland. Obgleich gerade in gemischtgeschlechtlichen Wahlkämpfen eine verstärkte Form der Berichterstattung stattfindet, kann nicht grundsätzlich von einem Wertewandel der Medien zugunsten einer geschlechtersensiblen Informationsvermittlung ausgegangen werden. Im Gegenteil, noch immer sind die wenigen Frauen, die es in die oberen politischen Positionen schaffen, mit Stereotypen über ihr Aussehen, ihren familiären Hintergrund und ihre angezweifelte Kompetenz konfrontiert. Zudem zeigen die empirischen Studien, dass Frauen als Repräsentantinnen einer Partei oder Fraktion – außer in den Wahlkämpfen um Spitzenämter – nur eine marginale Rolle in der alltäglichen Politikdarstellung spielen. Hier greift, so das Ergebnis der meisten Artikel, die nach wie vor starke Interdependenz von überwiegend androzentrisch ausgerichteten Medienanstalten und männlich geprägten Politiknetzwerken. Es wird also noch weiterer Generationen von Journalistinnen und Politikerinnen bedürfen, um das Irritierende und Neue der weiblichen Teilhabe an Politik und medialer Gestaltung Normalität werden zu lassen. Der Band zeigt erste Wege dorthin auf.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.27 | 2.36 | 2.333 | 2.22 | 2.61 | 2.65 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Christina Holtz-Bacha (Hrsg.): Frauen, Politik und Medien Wiesbaden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28988-frauen-politik-und-medien_34228, veröffentlicht am 23.07.2008. Buch-Nr.: 34228 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken