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Karl Marx

Das große Lesebuch. Hrsg. von Iring Fetscher

Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 2008 (Fischer Klassik); 536 S.; 8,- €; ISBN 978-3-596-90002-2
Es kann tatsächlich ein kurzweiliges Vergnügen sein, Marx zu lesen. Dazu nehme man aber nicht unbedingt das „Kapital“, sondern dieses von dem großen Politikwissenschaftler, Philosophen und Marxismusexperten Fetscher zusammengestellte Buch. Die Schriften (bzw. Auszüge) sind so ausgewählt, dass sich die Entwicklung des Menschen und Theoretikers Marx nachvollziehen lässt – es beginnt mit einem Deutschaufsatz von 1835 mit der „Betrachtung eines Jünglings bei der Wahl des Berufes“, in dem Marx – eingedenk der späteren Emigration und seiner lange prekären finanziellen Lage geradezu hellseherisch – schreibt: „aber, was wir glühend an unseren Busen gedrückt, stößt uns bald zurück, und unsre ganze Existenz sehn wir vernichtet“ (21). Nachzulesen sind ferner Teile seiner Dissertation, die im mitunter spöttischen Ton gehaltenen Briefe an Arnold Ruge sowie die Einleitung von „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“. Es folgen die weiteren wichtigen theoretischen Stationen. Den Auszügen der „Kritik der Politischen Ökonomie“ vorangestellt hat Fetscher einen kurzen Exkurs über die von Marx skizzierte Zukunftsgesellschaft. „Es mag etwas kühn erscheinen, wenn ich versuche, den Sinn und die einzelnen Thesen der Marx’schen Kritik auf wenigen Seiten zusammenzufassen“ (236), schreibt er bescheiden – und liefert eine sehr allgemein verständliche Einführung, die jedem Marx-Einsteiger ans Herz gelegt sei. Ein weiteres Kapitel ist der politischen Publizistik von Marx gewidmet, vor allem seinem „Brotjob“ bei der New York Daily Tribune. Marx tritt damit einmal mehr als ein kritischer Chronist seiner Zeit auf. Abgerundet wird der Band mit zwei Interviews, die Marx gab, sowie einem Brief, in dem M. E. Grant Duff Kronprinzessin Viktoria von Preußen eine Begegnung mit ihm geschildert. Er empfand dessen „Ausdruck [...] eher angenehm und keineswegs [als den] eines Herrn, der kleine Kinder in ihren Wiegen zu fressen pflegt, was – wie ich wohl sagen darf – die Ansicht der Polizei über ihn ist“ (523).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Karl Marx: Das große Lesebuch. Frankfurt a. M.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29021-das-grosse-lesebuch_34273, veröffentlicht am 12.08.2008. Buch-Nr.: 34273 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken