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Gene Sharp

Von der Diktatur zur Demokratie. Ein Leitfaden für die Befreiung

München: C. H. Beck 2008 (Beck'sche Reihe 1837); 119 S.; 9,95 €; ISBN 978-3-406-56817-6
„Ich habe versucht, gründlich darüber nachzudenken, wie sich Diktaturen am effektivsten und mit so wenig Leid und Todesopfern wie möglich zersetzen lassen“ (10), schreibt Sharp, Politikwissenschaftler und Gründer der Albert Einstein Institution in den USA. Aus diesen Überlegungen resultierte eine Anleitung zum Sturz von Diktaturen und zur Verhinderung einer neuen, die Sharp 1993 publizierte und die mittlerweile in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Der Band liegt jetzt erstmals in Deutsch vor. Als Ausgangsproblem des Widerstandes sieht Sharp, dass die Bevölkerung, die unter einer Diktatur zu leiden hat, „oftmals dermaßen atomisiert (in eine Masse isolierter Einzelner verwandelt) [wurde], daß sie nicht gemeinsam daran arbeiten kann, Freiheit zu erlangen“ (15). Den (spontanen) Weg des gewaltsamen Widerstands beurteilt Sharp als wenig aussichtsreich, weil die Diktatur an ihrer stärksten Seite angegriffen würde. Demokraten sollten sich aber auch vor den Fallen hüten, die von (scheinbar) gesprächsbereiten Diktatoren in Verhandlungsprozesse eingebaut sein könnten – diese würden „möglicherweise so ziemlich alles versprechen, um den Gehorsam ihrer demokratischen Widersacher sicherzustellen und anschließend schamlos gegen genau diese Abmachungen verstoßen“ (27). Sharp konzentriert sich daher auf die Quellen der diktatorischen Macht: Gehorsam, Zusammenarbeit und Unterwerfung. „Um eine Diktatur zu Fall zu bringen, ist es deshalb dringend erforderlich, ihr die Unterstützung zu entziehen“ (86). Dies könne von einer schleppenden Erledigung von Aufgaben durch Beamte über die Etablierung einer Gegenöffentlichkeit bis zur Einrichtung regierungsunabhängiger Institutionen reichen (ein Beispiel wäre die polnische unabhängige Gewerkschaft Solidarność). Sharp sieht es dabei als unabdingbar an, dass der Widerstand einen Plan entwirft, nach dem er vorgeht, und diesen auch bekannt macht – Heimlichkeit fördere nur die Angst des Einzelnen. Zu planen sei außerdem unbedingt der Übergang von der Diktatur zu einer Interimsregierung mit dem Ziel, eine Demokratie zu etablieren.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Gene Sharp: Von der Diktatur zur Demokratie. München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29077-von-der-diktatur-zur-demokratie_34347, veröffentlicht am 07.10.2008. Buch-Nr.: 34347 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken