In seiner Biografie des neuen russischen Präsidenten wirft Reitschuster einen kritischen Blick hinter die Kulissen des Kremls. Der Journalist, der seit 1999 das Moskauer Focus-Büro leitet, zeigt dem Leser, wie die gelenkte Demokratie Russlands funktioniert. Zugleich dokumentiert er anhand des Machtwechsels im Kreml den Stand der Pressefreiheit im heutigen Russland. Für ausländische Journalisten ist es nahezu unmöglich, ins Zentrum der russischen Macht vorzudringen. So beruft sich Reitschuster in seiner Biografie auf Sekundärquellen halbwegs unabhängiger russischer Medien, auf einige Wissenschaftler und Politiker sowie auf Informanten, die dem neuen Präsidenten Medwedew nahe stehen. Reitschuster ist sich sicher, dass der neue Präsident Russlands niemand ist, der mehr Demokratie wagt, wie viele im Westen hoffen. Zusammen mit Wladimir Putin ist Medwedew selbst Erbauer eines politischen Systems, in dem er sich mit Putin als jetzigem Ministerpräsidenten die Macht teilt. Wie diese Macht funktioniert, bringt Reitschuster mit den Wort „Demokratur“ (14) auf den Punkt: Ein kleiner Kreis von Herrschenden entscheidet ohne parlamentarische Kontrolle über die Politik. Anstatt einer staatstragenden Ideologie gibt es einen Führerkult um Putin und Medwedew. Aus dem Privaten hält sich der Staat heraus und so haben breite Teile der Bevölkerung ihren Frieden mit dem System geschlossen. „Putins Demokratur verwendet eine Mischung aus modernisierten autoritären Methoden und demokratischen Fassaden, setzt mehr auf Manipulation als auf Repression, mehr auf Konsumwahn denn Unterdrückung.“ (22) Genau diesen Weg wird auch der neue Präsident Russlands fortsetzen, nur mit einem freundlicheren Lächeln als sein Vorgänger.