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Joseph E. Stiglitz / Linda J. Bilmes

Die wahren Kosten des Krieges. Wirtschaftliche und politische Folgen des Irak-Konflikts. Aus dem amerikanischen Englisch von Thorsten Schmidt

München: Pantheon 2008; 304 S.; 14,95 €; ISBN 978-3-570-55072-4
Der Nobelpreisträger für Wirtschaft Stiglitz und die Finanzwissenschaftlerin Bilmes konzentrieren sich auf die Kosten des Irak-Krieges, „weil sie mit ziemlicher Genauigkeit ermittelt werden können“ (17). Die errechneten drei Billionen Dollar sind ihrer Ansicht nach eine völlig falsch ausgegebene Summe Geld und stehen für das Leid der Angehörigen getöteter Soldaten und Zivilisten, für einen gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich zerstörten Irak, in dem wieder Menschen an Cholera sterben, für einen gestiegenen Ölpreis mit all seinen globalen wirtschaftlichen Auswirkungen und für neue internationale Spannungen. Mit diesen drei Billionen Dollar aber hätten Investitionen in Wirtschaft, Gesundheit und Bildung getätigt, Steuern gesenkt und die Entwicklungshilfe intensiviert werden können. Die Aufstellung der einzelnen Kosten, aus denen sich diese drei Billionen Dollar zusammensetzen, ist gleichzeitig eine grundlegende Kritik an dem Krieg. Die Autoren zeigen, wie wenig sich Politik und Gesellschaft darüber Rechenschaft abgelegt haben, wie er zu finanzieren ist und was er tatsächlich kostet. Zu den direkten Positionen im Haushalt fügen sie die Kosten für die Veteranen hinzu, wobei besonders die Darstellung von deren (Nicht-)Versorgung bestürzend ist. Hinter diesen Berechnungen steht die unumstößliche Idee, dass jedes einzelne Menschenleben seinen hohen Wert hat – im Sterbegeld des Verteidigungsministeriums an die Hinterbliebenen scheint sich aber eher Geringschätzung auszudrücken. Außerdem werden soziale Folgekosten berechnet, etwa wenn Angehörige invalide Veteranen pflegen, sowie die Kosten einer verminderten Lebensqualität beispielsweise der Veteranen, deren Gehirn durch die Druckwellen einer Explosion geschädigt wurde. In ihrer Analyse zeigen Stiglitz und Bilmes den ganzen Anachronismus eines Krieges im 21. Jahrhundert auf. Im Zentrum ihrer Reformvorschläge, die das Fazit bilden, steht folgerichtig die Forderung nach einem Abzug der Truppen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.41 | 4.22 | 2.64 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Joseph E. Stiglitz / Linda J. Bilmes: Die wahren Kosten des Krieges. München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29311-die-wahren-kosten-des-krieges_34674, veröffentlicht am 07.10.2008. Buch-Nr.: 34674 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken