Der Koreakrieg. Wahrnehmung – Wirkung – Erinnerung
Der Koreakrieg gilt anders als der Vietnamkrieg sowohl in den USA als auch im ehemaligen Ostblock als der vergessene Krieg – anders als in Korea selbst, wo der Krieg unter der Zivilbevölkerung drei Millionen Tote forderte. Auch die fortbestehende Teilung des Landes macht den Krieg dort immer noch zu einem allgegenwärtigen Thema. Die Folgen des Krieges, seine Wahrnehmungen, Wirkungen und die Erinnerungen an ihn sind das Thema dieses Bandes, der auf eine im Oktober 2005 in Potsdam veranstaltete südkoreanisch-deutsche Konferenz zurückgeht. Die Autoren der ausgewählten Beiträge beschäftigen sich vor allem mit weniger bekannten Aspekte. Besonders die koreanischen Beiträge sollen dem Leser einen Einblick in jene Debatten geben, die in Südkorea mit aller Vehemenz geführt, aber in Europa kaum rezipiert werden. Dies betrifft insbesondere die Auseinandersetzungen um die 1.500 koreanischen Kriegsdenkmäler. Die Autoren diskutieren auch, inwieweit die sehr unterschiedlichen Erfahrungen von Krieg und Teilung, die in Deutschland und Korea gemacht wurden, vergleichbar sind. In seinem abschließenden Resümee beantwortet Stöver die Frage, was der Koreakrieg für die Geschichte des Kalten Krieges bedeutete. Da der Startschuss für das Wettrüsten der Supermächte im Jahr 1946/1947 gegeben und das zentrale amerikanische Strategiepapier mit seinen exorbitanten Steigerungen im US-Verteidigungshaushalt bereits 1949 verabschiedet wurde, der Koreakrieg aber am 25. Juni 1950 begann, sieht Stöver in ihm nicht den Auslöser für den Kalten Krieg, wohl aber ein beschleunigendes Element. Trotzdem wundert ihn die Tatsache, dass der verloren gegangene Vietnamkrieg von Anfang an mehr Aufmerksamkeit erregte als der Koreakrieg, der eigentlich nicht verloren wurde, sondern nur da endete, wo er drei Jahre zuvor begonnen hatte: am 38. Breitengrad.