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Patricia Graf / Thomas Stehnken (Hrsg.)

Lateinamerika. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Festschrift für Andreas Boeckh

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Weltregionen im Wandel 3); 244 S.; brosch., 45,- €; ISBN 978-3-8329-3432-3
Die Autoren widmen sich den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den vergangenen Jahren auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Dabei bieten die Sozialwissenschaftler aus Deutschland und Südamerika keine Gesamtübersicht aller Länder samt Statistiken, sondern sie greifen sich bestimmte Aspekte in einzelnen Staaten heraus, um einerseits historische Entwicklungen zu beschreiben, andererseits aber immer auch passende wissenschaftliche Theorien zu erläutern. Im Bereich „Staat und Herrschaft“ betrachten sie beispielsweise den Integrationsprozess in Lateinamerika hinsichtlich der Zusammenarbeit zwischen den Staaten und ihrer Partnerschaft mit Europa: Der angebliche „Linksrucks“ bei Wahlen und eine Unterhöhlung staatlicher Strukturen erinnerten kaum an den Integrationsprozess der Europäischen Union oder gar die Einheitsidee des venezolanischen Revolutionärs Simón Bolívar. Vor dem Hintergrund der Demokratie- und Transitionsforschung blicken sie auf die Wahlerfolge der Linken und die Folgen hinsichtlich sozialer Ungleichheit, Armut und politischer Beteiligung. Und auch nach Gründen für die geringe internationale Wettbewerbsfähigkeit der süd- und mittelamerikanischen Volkswirtschaften suchen die Autoren, was sie anhand von drei aktuellen Beispielen verdeutlichen: den Biokraftstoffen in Brasilien, dem Erdöl in Venezuela und der Reform der Finanzsysteme in Nicaragua. Im Mittelpunkt des letzten Drittels des Buches stehen die politische Kultur sowie das Verhältnis von Eliten und Gesellschaften, da in Lateinamerika technokratische Funktionärseliten die in sie gesetzten Erwartungen immer wieder enttäuscht hätten. Am Beispiel Venezuelas betrachten die Autoren das Phänomen des Populismus von Hugo Chávez, die kulturelle Bedeutung der indigenen Ethnizität, die Zivilgesellschaft und soziale Bewegungen, deren Verhältnis zum Staat noch immer zumeist durch Misstrauen geprägt ist.
Steffen Heinzelmann (STH)
Politikwissenschaftler, M. A., Press Officer, Institute for Advanced Sustainability Studies e. V. (IASS) Potsdam.
Rubrizierung: 2.65 | 2.2 | 2.21 | 2.22 | 2.23 | 2.262 | 4.22 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Steffen Heinzelmann, Rezension zu: Patricia Graf / Thomas Stehnken (Hrsg.): Lateinamerika. Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29499-lateinamerika_34925, veröffentlicht am 28.05.2009. Buch-Nr.: 34925 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken