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Heiko Fürst

Europäische Außenpolitik zwischen Nation und Union. Die Konstruktion des polnischen, rumänischen und ungarischen Diskurses zur GASP

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Demokratie, Sicherheit, Frieden 185); 412 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-8329-3365-4
Politikwiss. Diss. Leipzig; Gutachterin: M. Huber. – Der Autor untersucht die Außenpolitiken von drei der 2004 der Europäischen Union beigetretenen Staaten Polens, Rumäniens und Ungarns im Hinblick auf die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union. Ihn interessiert die Frage, ob die Befürchtungen der Skeptiker berechtigt sind, dass die neuen Mitglieder die Weiterentwicklung und Vertiefung einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik tatsächlich behindern oder im Gegenteil die GASP und die ESVP voranbringen können. Dazu entwickelt Fürst eine „Theorie des diskursiven Konstruktivismus“, mit der er seinen eigenen theoretischen Zugang in den Kontext der zahlreichen Arbeiten der vergangenen Jahre einordnet, die mit Diskursen als zentralen Einheiten arbeiten. Dann untersucht er am Beispiel der drei genannten Länder sogenannte „sprachlich erzeugte Sinnkonstruktionen“ (12) und ordnet diese als maßgebliche Kraft in den politischen Verhandlungsprozessen an der Nahtstelle zwischen EU und Nationalstaaten ein. Anders formuliert: Dadurch, dass sich in diesen drei Staaten nach dem Ende der kommunistischen Regime ein bestimmter Diskurs zu Fragen der nationalen Identität und Außenpolitik einerseits sowie zur europäischen Integration andererseits herausgebildet hat, wurden Handlungsräume definiert, die wiederum nun eine bestimmte GASP-Politik der jeweiligen Staaten determinieren. Empirisch ist der Band verdienstvoll, da die Außenpolitik der Staaten Mittelosteuropas nach wie vor in der deutschen Politikwissenschaft stiefmütterlich behandelt wird; methodisch ist die Arbeit zweifellos anspruchsvoll, aber leider führt das oftmals zu einem beklagenswerten sozialwissenschaftlichen Fachjargon. Sozialwissenschaftliche Innovation und sprachliche Eleganz sollten doch längst schon keine Widersprüche mehr sein.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 3.6 | 3.7 | 4.22 | 2.61 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Heiko Fürst: Europäische Außenpolitik zwischen Nation und Union. Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29510-europaeische-aussenpolitik-zwischen-nation-und-union_34936, veröffentlicht am 07.11.2008. Buch-Nr.: 34936 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken