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Renate Grasse / Bettina Gruber / Günther Gugel (Hrsg.)

Friedenspädagogik. Grundlagen, Praxisansätze, Perspektiven

Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2008 (rowohlts enzyklopädie); 313 S.; 16,95 €; ISBN 978-3-499-55698-2
Was ist Erziehung zum Frieden? Eine Erziehung zum Leiden am Unrecht, zu einer tiefen Abneigung gegen Gewalt und Krieg, aber auch die Vermittlung der „Schrecken des Friedens“ (10), der Unsicherheit und zum Ungehorsam, eine Erziehung zur Politik, zur Veränderung der Welt, zur Entwicklungshilfe. Diesen umfassenden Ansatz, bereits 1967 von Hartmut von Hentig auf dem Evangelischen Kirchentag in Hannover entwickelt, zitieren die Herausgeber als „heute noch aktuell und inspirierend“ (9). Nach Jahrzehnten der Friedens- und Konfliktforschung sowie der praktischen Friedenserziehung setze sich zudem „allmählich die Überzeugung durch, dass Sicherheit nicht mehr die Sicherheit von Staaten, sondern die von Menschen sein muss“ (12). Der Band steht in der Tradition der kritischen Friedenspädagogik, wie sie Anfang der 70er-Jahre formuliert wurde; die Autoren entwickeln vor dem Hintergrund der gewandelten politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aber neue Perspektiven. In einem der Grundlagenbeiträge skizziert Christoph Wulf, mit welcher thematischen Vielfalt eine Friedenserziehung unter dem Eindruck der Globalisierung zu tun hat. Die Schwerpunkte variierten je nach Land u. a. in den Bereichen Bildung für alle, Europa und seine muslimischen Nachbarn, Gewalt und soziale Gerechtigkeit sowie kulturelle Diversität. Bei der praktischen Umsetzung der Friedenserziehung bedürfe es unter „dem komplexen Lernbegriff [...] einer neuen, durchaus kritischen Einschätzung von Ritualen und rituellen Praktiken“ (58). Diese Praxisansätze werden im zweiten Kapitel erörtert, neben Themen wie Macht, Angst und Gewalt in pädagogischen Beziehungen oder die Dynamik sozialer Konflikte werden auch die Schwierigkeiten bei internationalen Jugendbegegnungen dargestellt. Bettina Gruber verweist darauf, dass beispielsweise Schulpartnerschaften eher Klischees verstärkten. Daher sollte dem Alltäglichen stärkere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hervorzuheben ist auch der Beitrag von Uli Jäger über die Friedenspädagogik in Konflikt- und Kriegsregionen mit neuen Perspektiven auf die Entwicklungszusammenarbeit.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.41 | 4.43 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Renate Grasse / Bettina Gruber / Günther Gugel (Hrsg.): Friedenspädagogik. Reinbek bei Hamburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29720-friedenspaedagogik_35196, veröffentlicht am 28.10.2008. Buch-Nr.: 35196 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken