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Stefan Jung

Die Form der Reform. Eine system- und formtheoretische Rekonstruktion der Verwaltungsreform als Beitrag zur Theorie der Reform

Marburg: Metropolis-Verlag 2008 (Beiträge zur Reorganisation des Staates 2); 291 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-89518-666-0
Diss. Witten/Herdecke; Gutachter: P. Priddat, R. Wimmer, D. Baecker. – Reformen der öffentlichen Verwaltung sind mit der Paradoxie verbunden, dass die Verwaltung in ihrem Wandel „noch als dieselbe zu erkennen sein [muss]“ (17) und – so der Ausgangspunkt dieser Arbeit – Reformen, gleich welcher Art und Zielsetzung, eine „eigene Bedeutung für die Reproduktion des organisationalen Entscheidungsverhaltens“ (27) haben. Dieser spezifischen Funktion von Reformen, unabhängig davon, ob sie gelingen oder nicht, geht Jung aus einer system- und formtheoretischen Perspektive auf den Grund. Er will „abseits der gängigen Pathologisierung von Verwaltung Ansätze für eine Theorie der Reform der öffentlichen Verwaltung ausloten und erarbeiten“ (18). Als empirisches „Anschauungsmaterial“ zur Entwicklung seiner theoretischen Positionen dient ihm eine Einzelfallstudie über die Einführung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements (Umstellung von der Kameralistik auf die Doppik) in einer nordrhein-westfälischen Großstadt. Auf dieser Grundlage und entlang einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Reformmodell des New Public Managements sowie der neueren Governance-Konzepte arbeitet er Ansätze einer funktionalistischen Theorie der Reform heraus, mit denen es gelingt, Reformen, obwohl immer in unterschiedliche Rationalitäten eingebunden, in einem „übergeordneten Sinnzusammenhang“ (29) zu betrachten. „Die Funktionalität einer Reform steht und fällt dann nicht mit ihrer Fähigkeit, die eine Rationalität (etwa eine rechtliche oder politische) durch eine andere Rationalität (etwa eine ökonomische) abzulösen, sondern damit, Rationalitätsdifferenzen zu handhaben. Reformmanagement ist also kein New Public Management einer verstaubten Bürokratie, sondern vielmehr das Management von Differenzen und paradoxaler Zusammenhänge“ (228). Damit liefert Jung einen innovativen Ansatz sowohl zum theoretischen Verständnis von Verwaltungsreformen als auch zur gegenseitigen Nutzbarmachung von Theorie und Praxis, der allerdings sprachlich nicht immer leicht zu durchdringen ist.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.32 | 2.325 | 5.41 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Stefan Jung: Die Form der Reform. Marburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29756-die-form-der-reform_35241, veröffentlicht am 13.01.2009. Buch-Nr.: 35241 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken