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Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland / Brot für die Welt / Evangelischer Entwicklungsdienst (Hrsg.)

Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt. Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte. Eine Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie

Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 2008; 656 S.; 14,95 €; ISBN 978-3-596-17892-6
Wer sich für Klimapolitik engagiert oder vor den destabilisierenden Folgen der absehbaren Rohstoffknappheit warnt, muss ein hohes Maß an Frustrationstoleranz mitbringen. Nie hat die Menschheit so viel über die drohenden Gefahren gewusst, aber trotzdem reagiert sie so zögerlich, dass einige schon befürchten, es sei bereits zu spät. Die Autoren dieses höchst lesenswerten Bandes wollen nicht Kassandra spielen; ihre Bestandsaufnahme kann aber auch nicht ohne die bekannten Warnungen auskommen. Sie finden sich in den ersten beiden Teilen, in denen die Autoren die globale Ausgangslage schildern und eine Bilanz für Deutschland und Europa ziehen. Es wird rasch deutlich, dass Zukunftsfähigkeit für sie kein rein technisches Projekt ist. Ein ums andere Mal betonen sie die unauflösbare Verbindung zwischen Ökologie und Gerechtigkeit, sowohl innerstaatlich als auch global. Die Autoren fordern nichts weniger als einen „Zivilisationswandel“ (25), der sowohl rein technische Änderungen als auch den Umbau politischer Institutionen und eine Veränderung der Leitbilder unseres Handelns und Seins nötig mache. Gemeinwohl gehe vor Marktideologie, das Verhältnis von Wirtschaft und Staat müsse neu austariert werden. Wie das bewerkstelligt werden kann, erläutern sie im Hauptteil des Buches. Dabei entwerfen sie Leitbilder für den Umbau der Gesellschaft hin zu mehr Gerechtigkeit und naturverträglichem Wohlstand und zeigen konkrete Lösungswege für einen Kurswechsel hierzulande. Es gilt stets die Maxime: Zukunftsfähigkeit muss „nicht nur als Naturliebe, sondern auch als Option für die Armen buchstabiert werden“ (23). Es wird jedoch dauern, die Widerstände dagegen zu brechen, und ein Sisyphos wird nicht reichen. Im Zweifelsfall sind Partikularinteressen besser zu organisieren und durchzusetzen. Trotzdem erwarten die Autoren viel von der Zivilgesellschaft. In ihr seien bereits Ansätze zu einer „solar-solidarischen Zivilisation“ (606) erkennbar. Für die allgemeine Durchsetzung von Anstößen aus der Gesellschaft sei eine durchsetzungsfähige Politik jedoch unverzichtbar.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.3 | 2.34 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland / Brot für die Welt / Evangelischer Entwicklungsdienst (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt. Frankfurt a. M.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29831-zukunftsfaehiges-deutschland-in-einer-globalisierten-welt_35340, veröffentlicht am 08.12.2009. Buch-Nr.: 35340 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken