Raumproduktionen. Beiträge der "Radical Geography" Eine Zwischenbilanz
Anders als in der angelsächsischen oder auch französischen Diskussion fehlt im deutschen Sprachraum eine breite Tradition kritischer Raumforschung. Dies teils – so konstatieren die Herausgeber –, weil die Kategorie des Raums hierzulande lange Zeit immer noch belastet war von der nationalsozialistischen Rhetorik und teils, weil sozialräumliche Disparitäten erst seit den 90er-Jahren zum Thema sozialwissenschaftlicher Analysen geworden sind. Der Sammelband möchte demgegenüber die Perspektive einer mehr oder minder eng an Annahmen einer kritisch-materialistischen Gesellschaftstheorie anschließenden Raumforschung stärken. Positionen dieses Kontextes sind nicht an einer abstrakten Theorie über das Wesen des Raums interessiert – „Raum“ wird vielmehr stets als durch soziale Auseinandersetzungen und konfligierende Interessen konstituiert verstanden. Neben einer einführenden Diskussion der Rolle, die die Kategorie des Raums in den Ansätzen von Henri Lefebvre, Michel Foucault und David Harvey spielt, enthält der Band eine Zusammenstellung von Texten relevanter Vertreter und Vertreterinnen der Radical Geography. Dabei handelt es sich um bisher nicht übersetzte Abhandlungen – überwiegend in den 90er-Jahren auf Englisch publiziert –, die sich zum einen mit konzeptionellen Fragen der Raumtheorie auseinandersetzen, zum anderen empirische Analysen über die räumliche Dimension sozialer Konflikte bieten.