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Tobias ten Brink

Geopolitik. Geschichte und Gegenwart kapitalistischer Staatenkonkurrenz

Münster: Westfälisches Dampfboot 2008 (Theorie und Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft 23); 307 S.; 27,90 €; ISBN 978-3-89691-123-0
Politikwiss. Diss. Frankfurt a. M.; Gutachter: J. Hirsch, B. Lüthje, B. Jessop. – Ten Brink hat sich zum Ziel gesetzt, dem anarchischen Gefüge der internationalen Beziehungen ein gewisses Ordnungsprinzip zugrunde zu legen. Für ihn ist das der Kapitalismus, dessen Strukturmerkmale – nach Marx – Ausbeutung und Konkurrenz sind. Seine zentrale These lautet daher, dass „der kapitalistische Staat nur im Plural, als ‚viele‘ Staaten, angemessen untersucht werden kann” (70). So koppelt ten Brink die Geopolitik, als die dynamische politische Geografie, an die Staatenkonkurrenz und die ihr entwachsende Dynamik kapitalistischer Interessen. Während in vorkapitalistischer Zeit noch der Zwang zur Verbesserung der Kriegsführung und die stetige Erweiterung militärischer Kapazitäten zentrale Elemente der Politik waren, so finden der forcierte staatlich-politische Machtausbau und die Sicherung von Herrschaft heute ihre Entsprechung im Zwang zur „Sammlung” von Kapital, das schließlich – beispielsweise als Auslandsinvestitionen – den fremden Raum durchdringen kann wie dereinst die soldatischen Heere. Den Erklärungsbogen spannt ten Brink dabei von einer „Theoretisierung imperialistischer Phänomene” (23) über einen „analytischen Rahmen zur Erklärung von Geopolitik” (49) hin zu den „gegenwärtigen geopolitischen Phänomenen” (219). Ausflüge in die Geschichte des 19. Jahrhunderts und in die Niederungen des Ost-West-Konfliktes fehlen in diesem sonst sehr theoretisch gehaltenen Werk jedoch ebenso wenig wie eine Analyse der Partnerschaft zwischen den USA und der EU sowie ein Ausblick auf das Verhältnis zwischen den USA und China. Der Autor leistet so einen wertvollen Beitrag zur Erklärung der Konkurrenz zwischen den Staaten, wenngleich auch er nicht in der Lage ist, den Begriff der Geopolitik auf eine eindeutige Formel zu verdichten. Ohne makroökonomische Vorkenntnisse wird sich dem historisch-politisch interessierten Leser dieses Werk zudem nur sehr schwer erschließen.
Michael Vollmer (MV)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, TU Chemnitz.
Rubrizierung: 4.1 | 4.43 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Michael Vollmer, Rezension zu: Tobias ten Brink: Geopolitik. Münster: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30001-geopolitik_35558, veröffentlicht am 09.12.2008. Buch-Nr.: 35558 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken