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Michael Wortmann

Komplex und Global. Strategien und Strukturen multinationaler Unternehmen

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008; 206 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-531-16315-4
Politikwiss. Diss. FU Berlin; Gutachter: U. Jürgens. – In der Standortdebatte in Deutschland wird von kritisierbaren Annahmen und Theorien über die Globalisierung der Wirtschaft beziehungsweise von Unternehmensstrukturen ausgegangen. Denn sowohl in den Wirtschaftswissenschaften als auch in der politischen Debatte wird übersehen, wie wichtig der Faktor „Übernahme“, also externes Wachstum durch Unternehmensfusion, als Teil des Globalisierungsprozesses ist. Und indem beispielsweise externes Wachstum in häufig bedeutendem Ausmaß in die ausländischen Direktinvestitionen deutscher Unternehmen mit einfließt, spiegeln die Zahlen nicht unbedingt realwirtschaftliche Entwicklungen, etwa die Auslagerung von Aktivitäten und Arbeitsplätzen, wider. Dies sind einige der zentralen Thesen des Autors, der mit – teils selbst erhobenen – realwirtschaftlichen Daten und anhand dreier Fallstudien argumentiert, dass weder die „economic school“ noch die „management school“ über multinationale Unternehmen der Bedeutung von Übernahmen gerecht werden. So seien Übernahmen aus ökonomischer Sicht nicht systematisch erklärbar. Und zugleich führten sie zu Unternehmensstrukturen, die der Vorstellung der „management school“ von multinationalen Unternehmen als transnationale Netzwerke nicht entsprechen. Statt einer netzwerkartigen Organisation erweiterter Unternehmen zeige sich vielmehr eine „Zentralisierung einzelner Wertschöpfungsaktivitäten bei gleichzeitiger Loslösung von ihren Absatzmärkten“ (157). Diese durch Marktintegration befeuerte Globalität ist jedoch, wie schon der Titel besagt, komplex, da häufig mehrere Zentren an verschiedenen Standorten entstehen, und lokale Strukturen teils in das Unternehmen integriert werden. Wortmann vertritt klar und elegant die These von einer „komplexe[n] Globalisierung“ (160) multinationaler Unternehmen, die sowohl als theoretische Abhandlung als auch als Beitrag zur wirtschaftspolitischen Diskussion über Standortverlagerungen gelesen werden kann.
Tine Hanrieder (CTH)
M. A., wiss. Assistentin, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München.
Rubrizierung: 4.43 Empfohlene Zitierweise: Tine Hanrieder, Rezension zu: Michael Wortmann: Komplex und Global. Wiesbaden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30081-komplex-und-global_35660, veröffentlicht am 03.02.2009. Buch-Nr.: 35660 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken