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Kishore Mahbubani

Die Rückkehr Asiens. Das Ende der westlichen Dominanz. Aus dem Amerikanischen von Klaus-Dieter Schmidt

Berlin: Propyläen Verlag 2008; 334 S.; geb., 22,90 €; ISBN 978-3-549-07351-3
Nachdem sich immer mehr asiatische Staaten zu regional und teils auch global bedeutenden Wirtschaftsmächten entwickelt haben, gehe das Zeitalter der westlichen Dominanz zu Ende – so ein dominanter Diskussionsstrang in den jüngsten Debatten zur internationalen Politik. Mit China und Indien schlössen die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde wirtschaftlich zur Weltspitze auf. Ihr politisches Gewicht erhöhe sich entsprechend. Diese Machtverschiebung habe auch eine gesellschaftliche Dimension: Der asiatische Mittelstand beginne zu erkennen, dass er von der Globalisierung am meisten profitiert habe und dieser wirtschaftliche Bedeutungszuwachs auch in politische Macht umgemünzt werden könne. Das 21. Jahrhundert werde daher ein asiatisches sein, gleichzeitig werde die zweihundertjährige Dominanz des Westens zumindest relativiert – nicht nur ökonomisch, sondern letztlich auch politisch. Das Buch verkörpert eine der maßgeblichen Stimmen aus Asien, die sich mit dieser existierenden oder wahrgenommenen Machtverschiebung befassen. Der Text strahlt das neue Selbstbewusstsein aus, mit dem die asiatischen Eliten den Gang der Ereignisse begleiten. Der Autor zeigt, wie die Übernahme westlicher Modelle – Öffnung der Märkte, Leistungsgesellschaft – Asien nach vorn gebracht hat. Mahbubani empfiehlt dem „Westen“, diese Entwicklung zu begrüßen und sich nicht in Isolationismus und Protektionismus zu flüchten. Freihandel und Globalisierung seien Inbegriff des Aufschwungs, der Asien wieder dorthin zurückführen werde, wo es vor dem Zeitalter des Westens, das stark an den Kolonialismus gebunden ist, war. Zugleich kritisiert er die westliche Doppelmoral bei der Forderung nach Demokratie und Menschenrechten oder bei der Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen. Für den ökonomischen Bereich mag man gerade angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise seinem Argument folgen. In Fragen der internationalen Ordnung ist hingegen erst in Umrissen erkennbar, dass die asiatischen Großmächte die Verantwortung tragen, die seit dem Zweiten Weltkrieg vor allem die Staaten des Westens geschultert haben.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.14.414.432.68 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Kishore Mahbubani: Die Rückkehr Asiens. Berlin: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30237-die-rueckkehr-asiens_35880, veröffentlicht am 26.08.2009. Buch-Nr.: 35880 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken