Das Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung will mit seinem auf fünf Bände angelegten Handbuch die im deutschen Sprachraum bestehende Lücke einer enzyklopädischen Darstellung des Themas Antisemitismus schließen. Der nun vorgelegte erste Band umfasst den Gegenstand „Länder und Regionen“ in insgesamt 85 Einzelartikeln und zeichnet sich durch editorische Genauigkeit und umfassende Bearbeitung des länderkundlichen Aspekts des Themas aus. Die Beiträge sind historisch und vor allem deskriptiv angelegt. Das Spektrum umfasst dabei Aufsätze, die durch die Einarbeitung von sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen weit über die historische Perspektive hinausweisen (z. B. die Einträge „Deutschland“ von Werner Bergmann, „Schweiz“ von Georg Kreis oder „Syrien und Libanon“ von Götz Nordbruch) bis hin zu solchen, die sich lediglich auf die historische Rekonstruktion beschränken (etwa die Einträge „Bulgarien“ von Jens Hoppe, „Jamaika“ von Christian Cwik oder „Kolumbien“ von Luis Eduardo Bosemberg Ramírez). Auch wenn mit den Beiträgen, die über eine historische Perspektive nicht hinausgehen, Potenzial einer interdisziplinären Antisemitismusforschung verschenkt wurde, stellt der Band zweifelsfrei einen imposanten Auftakt des „Handbuches“ dar – und einen Markstein, um den künftige Antisemitismusforschung nicht umhinkommt. Aus politikwissenschaftlicher Perspektive darf man nun vor allem auf den dritten Band gespannt sein, der „Begriffe, Ereignisse, Theorien“ zum Gegenstand haben wird.