„Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!" – Dieser Ausspruch des von 1948 bis 1953 Regierenden Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter steht wie kein zweiter für die Selbstbehauptung Berlins während der sowjetischen Blockade. Eher unbekannt ist hingegen, dass Reuter ein engagierter Kommunalpolitiker war. In Selbstverständnis und politischer Praxis sei er ein Politiker gewesen, dessen gesellschaftspolitische Positionen und Visionen ganz wesentlich in seinem kommunalpolitischen Engagement gründeten, schreibt der Herausgeber Reif. Insbesondere seine politischen Leistungen in den Jahren der Weimarer Republik und sein Wirken im Exilland Türkei hätten in der Öffentlichkeit und Forschung bisher nur wenig Aufmerksamkeit gefunden. Um diesen Aspekt in Reuters Schaffen stärker zu berücksichtigen, organisierte das Landesarchiv Berlin und das Center for Metropolitan Studies der TU Berlin im Herbst 2007 eine Konferenz, deren Ergebnisse im Band präsentiert werden. Die Beiträge folgen den wichtigsten Stationen dieses politischen Lebens: Sowjetunion, das Berlin der Weimarer Republik, die Türkei, das Berlin der Nachkriegszeit. Die Autoren der Beiträge skizzieren den politik-, partei- und gesellschaftsgeschichtlichen Handlungsrahmen, in dem sich Reuter bewegte, und betonen die Bereiche, in denen er sich kommunalpolitisch engagierte. Viele Ämter hatte er im Laufe seines Lebens inne: Er war Sowjetkommissar in Russland, Berliner KPD-Stadtverordneter, SPD-Verkehrsdezernent in Berlin, Oberbürgermeister Magdeburgs, Professor für Kommunalwissenschaft in Ankara, Präsident des Deutschen Städtetages, maßgeblicher Akteur beim Aufbau der Nachkriegs-SPD und Regierender Bürgermeister von Berlin. Das Buch ergänzt die von David E. Barclay vorgelegte erste Biografie Reuters (siehe ZPol-Nr. 14017).