Politikwiss. Diss. Bonn; Gutachter: F. Decker, G. Langguth. – Der Autor fragt, ob die Europaparteien beziehungsweise europäischen Parteienzusammenschlüsse zum Abbau des sogenannten „Demokratiedefizits“ auf europäischer Ebene beitragen können. Übersichtlich und gut strukturiert durchleuchtet zur Hausen in seiner Schrift, die schon vor der Europawahl 2009 abgeschlossen wurde, zunächst die theoretischen Grundlagen des Demokratiebegriffs in der Europäischen Union. Er berücksichtigt dabei auch soziologische und rechtswissenschaftliche Aspekte, indem er die Frage der europäischen Öffentlichkeit und Identität sowie den Rechtsstatus der EU und speziell der Parteien nach dem neugefassten Art. 10 Abs. 4 EUV (Lissabon) thematisiert. Nach einer kurzen Überblicksdarstellung der vier größeren europäischen Parteien beziehungsweise Parteizusammenschlüsse und ihrer Funktionen untersucht der Autor im Hauptteil der Arbeit den möglichen Beitrag der europäischen Parteien bei der Reduktion des Demokratiedefizits, wobei er hier zwischen einem institutionellen und einem strukturellen Demokratiedefizit unterscheidet. Den Europaparteien misst zur Hausen eine wichtige Funktion zur Stärkung der Willensbildung der Bevölkerung und zur Herstellung einer europäischen Öffentlichkeit zu, allerdings müssten die nationalen Parteien ihren Einfluss auf ihre jeweiligen europäischen Parteien nach und nach reduzieren. Ausgehend von der Prämisse, dass die EU demokratisiert werden kann und muss, plädiert zur Hausen tendenziell für eine präsidentielle Demokratisierungsstrategie. Mehrere Experten-Interviews, die im Anhang abgedruckt sind, und ein umfangreiches Literatur- und Quellenverzeichnis runden die instruktive Publikation ab.