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Marcel M. Baumann / Hanne-Margret Birckenbach / Volkhard Brandes / Sandra Dieterich / Ulrich Gundermann / Ulrike Suhr (Hrsg.)

Friedensforschung und Friedenspraxis. Ermutigung zur Arbeit an der Utopie. Reiner Steinweg zum 70. Geburtstag

Frankfurt a. M.: Brandes & Apsel 2009; 372 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-86099-383-5
In diesem Sammelband finden sich sowohl Beiträge zur kritischen Friedensforschung als auch Erfahrungsberichte aus der praktischen Friedensarbeit. Konfliktberatung und Konfliktlösungsstrategien werden für die Ebene der großen Politik diskutiert, aber auch auf die kommunikative Ebene des Dialogs heruntergebrochen. Karlheinz Koppe schildert das nicht spannungsfreie Verhältnis von Friedensforschung und -bewegung. Während die Friedensforschung sich vor allem durch die Analyse von Kriegsursachen und Friedensbedingungen kennzeichnet, strebt die Friedensbewegung danach, aktiv mit Demonstrationen und anderen Protestaktionen in das politische Geschehen einzugreifen. Schon in der Friedensforschung selbst äußern manche Wissenschaftler Bedenken, dass ein normatives Verständnis der Wissenschaft, „Frieden als eine Grundvoraussetzung“ (79), eine objektive Herangehensweise gefährde. Gleichwohl hat sich dieses Verständnis weitgehend durchgesetzt. Im Gegensatz zu Deutschland oder auch Großbritannien gibt es in den USA aus historischen Gründen eine engere „Verknüpfung zwischen Friedensforschung und Friedensbewegung“ (86). Eine solche Entwicklung sieht Koppe für Deutschland auch zukünftig nicht und hält „eine gesunde Distanz aus wissenschaftlichen Erwägungen“ obendrein für „wünschenswert“ (89). Franz Leidenmühler untersucht die Legalität und Legitimität einer Staatsbildung am Beispiel des Kosovo. Eingangs konstatiert er „ein zweifaches katastrophales Scheitern der europäischen Friedenpolitik“ sowie einen „völkerrechtswidrigen […] Luftkrieg einiger NATO-Staaten“ (90). An den Linzer Appell anknüpfend fordert der Autor neue Instrumente und eine Vervielfachung der finanziellen Mittel für die OSZE und die internationalen Friedensdienste. Die Frage nach der Legalität und Legitimität der Staatsbildung im Kosovo beantwortet Leidenmühler letztlich nicht. Streng völkerrechtlich betrachtet war zumindest die Sezession des Kosovo dem Autor zufolge illegal. Ob sie jedoch legitim war, beispielsweise wegen besonderer Unterdrückung der Kosovaren, lässt er offen.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 1.3 | 4.41 | 5.44 | 2.22 | 2.4 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Marcel M. Baumann / Hanne-Margret Birckenbach / Volkhard Brandes / Sandra Dieterich / Ulrich Gundermann / Ulrike Suhr (Hrsg.): Friedensforschung und Friedenspraxis. Frankfurt a. M.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31005-friedensforschung-und-friedenspraxis_36844, veröffentlicht am 23.09.2009. Buch-Nr.: 36844 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken